Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Aus Keller und Cafe
Theater der Courage: Die Courage dieses Theaters geht immer seltsamere Wege. Nach Borchert spielt man hier „Das Versprechen” des Russen Alexej Arbusow, dessen Interesse vor allem dem jungen Menschen gilt, „in dem er das Gute zu sehen und darzustellen bemüht ist”, wie es im Programmheft heißt. Mit dem an sich recht lobenswerten Bemühen muß sich der Zuschauer allerdings begnügen, außer es ist ihm die Auflösung der Frage, wer in einer Dreiecksgeschichte wen bekommt, eine ausreichende ästhetische Befriedigung … Wozu also? Elisabeth Stemberger bemühte sich als Regisseur umsonst.
Ateliertheater: Wie in der „Courage” gab es hier eine österreichische Erstaufführung; wenn auch eines um Klassen besseren Autors. „Die Nacht der Puppen” heißt das neuere Stück des französisch schreibenden Spaniers Fernando Arrabal. In den meisten seiner theatralischen Absurditäten (Picknick im Felde; Das Dreirad; Fando und Lis; Autofriedhof) geht es um die Grausamkeit einer mū Moralgesetzen vollgestopften Umwelt, in der sich Arra- bals Figuren verständnislos und mit kindlicher Naivität bewegen. In der „Nacht der Puppen” (die Originalübersetzung müßte lauten „Das große Zeremonial”) ist die Handlung noch irrealer, ist sie ein auf die Bühne transportierter Alptraum. Komplexe und Perversitäten nehmen Gestalt an, werden zum Helden namens Cavanosa (Casanova!), seiner Mutter und den „unschuldigen” Opfern. Sie wissen um ihre Rolle, begreifen sie aber nicht. Sie werden vom verkrüppelten, mit Puppen spielenden Cavanosa, der zu keiner normalen Liebesbeziehung mehr fähig ist, in der Nacht des „Glücks” erwürgt.
Vom Realismus ist das Ganze allerdings weit entfernt, es hat gleichnis- und chiffrenhaften Charakter. Genau an dem scheiterte zum Großteil die Regie von Peter Janisch, der nicht stilisieren, sondern realistisch ausspielen ließ. Oft bis zur Peinlichkeit. Walter Benn in der Hauptrolle konnte trotz gehöriger Anstrengung nicht darüber hinwegtäuschen, daß an einem Stück vorbeiinszeniert wurde, das trotzdem sehenswert ist.
Im Cafėtheater hinterm Graben, Goldschmiedgasse 9, sind als Novitäten Konrad Bayers „Der Berg” und Alfred Warnes’ „Variationsspiel” zu sehen: Zur Abwechslung bietet das Dreipersonenensemble des jungen Theaterleiters Götz Fritsch diesmal reines Worttheater, Spiel mit Wörtern, etablierten Wendungen, kunstvoll kombinierten Phrasen. Bei Konrad Bayer arrangiert als Mysterium des Sich-Erhebens aus dem Sumpf, des Aufstiegs ins Licht, bei Warnes als geschickt gedrechselte Arabeske um ein buntes Aktualitätenallerlei. Denkbar schlichte, jedoch überaus effektvolle Regiearbeit leisteten Haitger Max Böken und Dieter Haspel. Ein sehenswertes Theaterexperiment.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!