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Anerkennung aus Athen?

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Albanien wird voraussichtlich auch in Holland und Belgien in Kürze salonfähig, das heißt, von den beiden Beneluxländem anerkannt. Im letzten Jahr haben vier westeuropäische Länder die diplomatischen Beziehungen mit Albanien „normalisiert”. Weitere Staaten werden folgen. Tirana macht Anstrengungen, den Ring der Isolierung aufzubrechen und Kontakte mit den hochentwickelten, westlichen Industrieländern herzustellen. Enver Hodscha erwähnte während der Wahlkampagne im letzten Herbst, Albanien plane, nach Skandinavien ebenfalls normale diplomatische Beziehungen zu den lateinamerikanischen Staaten anzubahnen. Die Verhandlungen mit Belgien reichen weit zurück, der holländische Beschluß kam hingegen überraschend.

Albanien hat somit normalen diplomatischen Verkehr mit Frankreich, Italien, Österreich, Finnland, der Türkei, Schweden, Dänemark und der Schweiz. Bald soll Norwegen folgen, aus der Beneluxgruppe fehlt noch Luxemburg, wo man noch nichts von Verhandlungen hört. In Paris suchten albanische Emissäre Kontakt zu westdeutschen Diplomaten, um zu erkunden, ob es möglich wäre, auch mit Bonn bald normale diplomatische Beziehungen aufzunehmen.

Großbritarmäen gibt sich desinteressiert, weil die Korfu-Affäre vom

Oktober 1946 noch nicht bereinigt wurde. Damals liefen zwei englische Zerstörer auf albanische Minen im Korfu-Kanal, weswegen eine „Normalisierung” bis jetzt nicht angestrebt wurde.

Die Vorbedingungen für die außenpolitische „Normalisierung” mit Griechenland sind dafür besser als jemals nach dem zweiten Weltkrieg. Griechenlands amtierender Außenminister, Palmas, erklärte etwas geheimnisvoll, daß die Wiederaufnahme normaler diplomatischer Beziehungen „weder ausgeschlossen noch erwartet” werden kann. In Athen will man nach dem Abschluß eines Handelsprotokodls zwischen der albanischen und der griechischen Handelskammer vorerst „Resultate abwarten”.

Tiranas Anstrengungen gehen Hand in Hand mit den Bemühungen des „großen Bruders” Rotchina. Beide Länder wollen ihren Platz in der internationalen Gemeinschaft so rasch wie möglich wieder ein,-nehmen. Was Peking betrifft, so streben die Chinesen auch eine diplomatische „Normalisieiung” mit den sowjeteuropäischen Staaten an, vor allem mit Ungarn und Polen, sowie mit dem blockfreien Jugoslawien. Mit Rumänien sind ihre Beziehungen längst ungestört und mehr als normalisiert. Interessanterweise kam jetzt eine Initiative auch aus Sofia, wo man schon einen Botschafter für Peking nominiert hat. Außenpolitisch erwartet Tirana eine Aufwertung und Festigung sedner Position und damit indirekt eine Stütze gegen eventuelle sowjetiscihe Unterminierungsversuciie. Für die westlichen Partner verspricht die besprochene „Normalisierung” keine großen, unmittelbaren Vorteile, abgesehen davon, daß sie vielleicht dadurch leichter in die Karten des einzigen europäischen Verbündeten Chinas Einblick gewinnen können.

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