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CDU/CSU am Mißerfolg auch selber schuld

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Der letzte Wahlsonntag hat wieder einmal bewiesen, daß es so etwas wie einen internationalen Trend nicht gibt. In Portugal hat das gemäßigte Zentrum einen klaren Erfolg gegen Sozialisten und Kommunisten errungen. In der Bundesrepublik Deutschland landete die linksliberale Koalition den erwarteten Erfolg.

Warum es so kam, haben politische Spürnasen längst wittern zu können geglaubt: weil gerade in Krisenzeiten „Entspannung", und sei sie vorgegaukelt, mehr zieht als Warngerede; weil der „Kanzlerbonus" unbezwingbar ist; weil das Unbehagen über Franz Josef Strauß bis tief in die CDU-Kreise hinein wirkt...

Wahr ist: Der CDU/CSU-Kanzlerkandidat, an dem man in der Tat allerlei aussetzen mag, ist nicht das Scheusal, als das ihn seine Verleumder seit Jahren hinstellen.

Aber über „zuwenig Unterstützung im Norden" sollte er jetzt lieber nicht klagen, nachdem er noch vor wenigen Tagen behauptet hatte: So geschlossen wie diesmal sei die Union noch nie gewesen! Und auch sein erster Nachwahlkommentar, für die Aufklärung der Wähler sei zuwenig Zeit gewesen, klingt hohl: vier Jahre sind dafür genug!

An dieser „Aufklärung" haben sich im Wahlkampf auch die katholischen Bischöfe mit einem heiß umkämpften Hirtenwort beteiligt. Zeit und Wortwahl (die allzu sehr an Oppositionsparolen erinnerte) mögen unglücklich gewählt gewesen sein.

Aber daß exzessive Staatsverschuldung, also die Finanzierung gegenwärtiger Annehmlichkeiten mit dem Geld künftiger Generationen, unmoralisch ist, mußte endlich auch einmal im Namen der katholischen Soziallehre gesagt werden. Weil es wahr ist.

Trotzdem hat sich einmal mehr gezeigt: Ein Hirtenwort im Wahlkampf entscheidet diesen sicher nicht mehr in dem gewollten Sinn. Österreichs Bischöfe, die das längst erkannt haben, sind mit ihrer Zurückhaltung klug beraten,nbsp;c

Klug beraten bleibt auch Alois Mock, wenn er sich um einen Parteiführungsstil der Mäßigung, der selektiven Opposition und des systematischen Vertrauenserwerbs bemüht. Das bringt zunächst keine spektakulären Erfolge ein und macht die Kämpfernaturen im eigenen Parteivolk ungeduldig.

Aber die dreimal täglich praktizierte Frontalattacke, die Opposition zu jeder Stunde und um jeden Preis, der totale Krieg der großen Worte, hinter denen keine Taten stehen können, ist um vieles schlechter.

Deshalb ist Mock wohl auf dem rechten Weg. Wichtig ist nur, daß der Weg rechtzeitig dort mündet, wohin er CDU und CSU in diesem Wahlkampf niemals geführt hat: bei der klaren Aussage nämlich, warum die Wähler eine Regierung abservieren und die Opposition ans Ruder bringen sollten.

Der Mangel an der Präsentation konstruktiver Alternativen hat sich bitter gerächt. Er wird sich auch in Österreich bitter rächen, wenn es nicht rechtzeitig vor der nächsten Nationalratswahl gelingt, die Wähler positiv zu motivieren.

Hier mag auch die Erklärung für den Mißerfolg der ÖVP in Linz liegen, wo bei der jüngsten Wiederholungswahl die „Motivierung Ratzenböckquot; gefehlt hat.

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