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Stimmen-Jäger
Nicht ganz ohne Sensationen gingen die am 10. und 11. Juni abgehaltenen Arbeiterkammerwahlen ab:
Sensation Nummer 1: Fast zwei Millionen Österreicher waren wahlberechtigt; aber nur jeder Zweite von den an die Urnen gerufenen ist seinem Wahlrecht nachgekommen. Vor allem in Wien, wo die Wahlbeteiligung in vielen Sprengein nur ein Drittel. oder weniger ausmachte, muß dieser Umstand als Signal gewertet werden, daß einiges nicht in Ordnung ist.
Etwas zu einfach dürfte es sein, sich nur darauf auszureden, daß in den letzten zehn Monaten ständig irgendwo in Österreich „wahlgekämpft“ wurde. Anderseits aber muß festgehalten werden, daß die Arbeiterkammer, nicht zuletzt durch den Spruch der Verfassungsrichter, noch nie zuvor so ausgiebig im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gestanden ist.
Sensation Nummer 2: Der Arbeiter- und Angestelltenbund der ÖVP, der überall in Österreich -ebenso wie die „traditionellen“ Arbeitnehmervertreter der sozialistischen Fraktion - auf Kosten der Kleinen und Splittergruppen stärker wurde, hat in Vorarlberg ganz kräftig zugeschlagen. In diesem Land, wo der ÖAAB unter dem AK-Präsidenten Bertram Jäger seit der letzten Wahl schon über eine absolute Mehrheit verfügt, erhöhte sich sein Stimmenanteil noch einmal um zehn (!) Prozent. Den 34 Kammerräten des ÖAAB werden in Hinkunft nur 15 der SPÖ gegenübersitzen.
Was dieses Vorarlberger Exem-pel beendet: Daß die Sozialisten den Alleinvertretungsanspruch auf „die“ Arbeitnehmer längst verwirkt haben; daß es beim Wähler noch allemal besser zieht, wenn Politiker gar nicht erst aufs hohe Roß hinaufsteigen, sondern „näher am Bürger“ sind; und daß schließlich die . angeschlagene Volkspartei eine wirklich seriöse Chance hat, wenn sie bedingungslos für die berechtigten Interessen der Arbeitnehmer kämpft - wobei freilich ein Mehr an Profil in dieser Richtung nicht mit einem sinnlosen Bündekrieg verwechselt werden darf.
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