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Wer ist schon gegen Freiheit?
Die beiden prominenten ACUS-Politiker Herbert Salcher und Karl Blecha betonten in ihren Statements immer wieder, die Gemeinsamkei-' ten zwischen Christentum und Sozialismus. Zu guter Letzt konnte man den Eindruck haben, daß nur reaktionäre Nörgler noch nach Meinungsunterschieden suchen könnten. Beide, Christen und Sozialisten, bekennen sich doch zur Freiheit, zur Gleichheit, zur Gerechtigkeit, zur Solidarität, beide sind - wie der evangelische Theologe Dantine ausführte - auf die Zukunft ausgerichtet, j .
Unwillkürlich habe ich mich gefragt: Aber wer ist eigentlich überhaupt gegen die Freiheit, gegen die Gerechtigkeit und die Gleichheit? Wo sind die Feinde der Solidarität anzutreffen? Ein Blick in die Parteiprogramme aller Schattierungen belehrt uns, daß überall dieselben Werte bejaht werden.
Das Bekenntnis zu obersten Werten kann es also nicht ausmachen, daß Parteien unterschiedliche Politik betreiben. Schließlich deklarierte auch die Sowjetunion ihren
Einmarsch in Afghanistan eindeutig als Maßnahme der Friedenssicherung.
Offensichtlich ist es recht einfach, verbale Ubereinstimmung über abstrakt formulierte Werte herzustellen. Schwieriger ist es wohl, den theoretisch so schön formulierten Ansprüchen gerecht zu werden.
Ja, und das führt mich zu jenem Punkt, wo ich glaube, daß Gespräche von Vertretern unterschiedlicher Weltanschauung einen Sinn haben: Nicht darin, daß man sich gegenseitig Sand in die Augen streut und billigen Konsens in eher vagen Theorien herstellt, sondern daß man sich gegenseitig auch unangenehme Wahrheiten sagt, darauf aufmerksam machen läßt, wie weit der eigene Anspruch von der tatsächlichen Realisierung entfernt ist.
In diesem Sinne verstehe ich auch die Feststellung Dantines, daß bei Gesprächen zwischen Christen und Sozialisten, sich erstere engagierte Sozialisten und letztere eine entschlossene Kirche als Gesprächspartner wünschen sollten.
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