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Zeitgenosse

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Der am 17. Juli 1954 in Linz Geborene ist der jüngste Vorortpräsident des ÖCV seit Jahren. Nach der Matura, die er 1972 in Bad Ischl bestand, begann Metzler mit dem Studium der Rechtswissenschaften in Wien; gleichzeitig inskribierte er Betriebswirtschaftslehre an der „Welthandel“, nicht nur, weil es für den Rechtsanwaltsberuf, den er einmal ergreifen will, „nützlich sein kann, sondern auch, weil es interessant ist“.

Dennoch hat es ihm vor allem das Jusstuidium angetan, da sich ja Politik in Gesetzen niederschlägt, oder, wie es Prof. Winkler formuliert, Gesetze erstarrte Politik sind. Metzler, der sich für Zivilrecht und Verfas-sungsrecht interessiert, faszinieren jedoch weniger die formaljuristischen Mechanismen, sondern vor allem der dem parlamentarischen Prozeß vorgelagerte gesellschaftliche Prozeß.

Dies hat ihn — neben seinem von der christlichen Soziallehre beeinflußten Engagement — bewogen, im Oartellverband aktiv zu werden. „Das Parlament als Gesetzgebungsorgan übt Kontrollfunktionen aus und unterliegt gleichzeitig einer bestimmten Kontrolle; die jedoch in den letzten Jahren immer stärker an Einfluß gewinnende Verlagerung gesellschaftlicher Macht in den außerparlamentarischen Raum (vor allem die Sozialpartnerschaft), in dem es keinerlei verfassungsmäßige Kontrolle gibt“, hält er für bedenklich. Man könne die Sozialpartnerschaft, die — angegeben — bislang gut funktioniert habe, dadurch nicht legitimieren; auch nicht mit der Begründung, daß es sich bei den betreffenden Persönlichkeiten um integre Leute handle und daß das Gremium ja paritätisch besetzt sei. Hier fehle eine saubere gesetzliche Regelung. Es sei — so Metzler — mehr als bemerkenswert, daß sich ein parlamentarischer Ausschuß etwa mit der Frage der Marktordnung „gar nicht mehr ernsthaft beschäftige“, weil es gelte, die Entscheidung einer außerparlamentarischen „Pseudokompe-tenz“ abzuwarten.

Metzler ist vom britischen Parlamentarismus beeinflußt, von der Idee des freien Mandats, des wahlkreisverbundenen Volksvertreters, und von einem ausgeprägten Sinn für politische Toleranz. Er sieht für den österreichischen Parlamentarismus solange nicht die Chance einer Verlebendigung, solange der Nationalrat sich im wesentlichen aus Beamten, Kammer- und Parteifunktionären zusammensetzt. Diese Grundhaltung spiegelt sich auch in seinem Programm für das nächste Arbeitsjahr des österreichichen Cartellverban-des.

„Politik muß jeden Menschen interessieren, weil sie sein Leben unmittelbar betrifft und weil eine Demokratie sonst illusorisch wird; denn wer dies nicht tut, läuft Gefahr, daß ihm die Entscheidungen seines Lebens zunehmend aus der Hand genommen werden.“ Metzler denkt an „eine Generation von Heuchlern, Kriechern, Eingeschüchterten, Opportunisten und Angsthasen.“ Typisches Beispiel für diese traurige Entwicklung seien die katastrophalen Wahlbeteiligungen bei den ÖH-Wahlen.

„Dem geschlossenen System des Marxismus steht ein enormes Theoriedefizit der Konservativen gegenüber.“ Metzler zitiert bewußt Biedenkopf, der die politische Auseinandersetzung als einen „Kampf um die Besetzung von Begriffen“ charakterisiert Die altliberalen Begriffe, wie Freiheit und Gleichheit, seien heute „falsch besetzt“; die Linke habe sie okkupiert und sie mit verfälschten Inhalten versehen.

Für Metzler ist es wichtig, daß man seinen eigenen Standpunkt immer wieder überprüfe. Das, müsse auch für den ÖCV gelten. Eine Überprüfung sei jedoch nur in der Auseinandersetzung mit dem sogenannten „Gegner“ möglich und erfordere ein gewisses Maß an Toleranz. Der CV habe durch seine Haltung diese Toleranz immer wieder bewiesen; nicht nur in der theoretischen Auseinandersetzung, sondern auch im persönlichen Gespräch.

Metzler sieht die große Chance der ÖVP in der Betonung ihrer christlich-sozialen Komponente, der er sich selbst verpflichtet fühlt, und einer darauf beruhenden Arbeit-nehmerpolitik.

Auf die Frage, wie er den Ausspruch des ehemaligen Chefs der ÖCV-Bildungsakademie, Mantl, „die Katholiken Salcher und Leser wären interessante CVer“ interpretiere, antwortet der CV-Präsident: „Diese Äußerung ist nur aus ihrem Zusammenhang zu verstehen; es wurde von einer Öffnung der SP gesprochen und in diesem Zusammenhang die Frage gestellt, inwieweit Leute wie Salcher oder Leser nur Aushängeschilder ihrer Partei seien, oder tatsächlich ihren Stellenwert in der Willensbildung der SPÖ hätten.“ Daraufhin sei dieses — theoretisch gemeinte — Zitat gefallen, das Metzler rein theoretisch weiterspielt: Selbstverständlich könne ein CVer in der SPÖ mitarbeiten, so er naiv genug sei, zu meinen, daß er in dieser Partei eine Chance habe. Doch müßte ein CVer das Engagement sofort beenden, wenn er dabei in einen Gewissenskonflikt gerate. Da dieser Gewissenskonflikt — so Metzler — sehr bald eintreten würde, (etwa infolge der Unmöglichkeit der Identifikation eines Katholiken mit der Abtreibungsposition der SPÖ), stelle sich die Frage der Mitarbeit von CVern in sozialistischen Organisationen gar nicht, sie sei lediglich eine gedankliche Spielerei. Wie illusorisch ein derartiges Unternehmen wäre, zeige sich auch in der wenig toleranten Haltung des ESA, der in seinem Anmeldeformular „Mitgliedern des CV, MKV usw.“ eine Mitgliedschaft verweigert.

Für MeMer, der in seiner Freizeit gern Sport betreibt, liegt das Grund-problem jeder Politik in der Frage nach dem Stellenwert des einzelnen Menschen. „Ziel ist das Formulieren der Begriffsmerkmale eines christlichen Menschenbildes.“

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