Grundsatztreu

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Das LiF soll erhalten bleiben, weil es nicht gleichgültig ist, ob diese Partei existiert oder nicht.

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Das LiF soll erhalten bleiben, weil es nicht gleichgültig ist, ob diese Partei existiert oder nicht.

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Am Anfang waren die Liberalen eine Abspaltung von Jörg Haiders populistisch-gefährlichem Rechtskurs. Das war wichtig und spektakulär. Mit den Jahren ist es den Schmidt-Leuten gelungen, ein eigenständiges Profil herauszuarbeiten. Dieses belebt nicht nur die politische Diskussion, es erweitert das Angebot für die WählerInnen und könnte eine Regierung ermöglichen, die Österreich vor dem Rückfall in spießige Kleinbürgerei bewahrt. So stehen die Liberalen für den Versuch, Wirtschaftsliberalismus mit sozial gerechtem Ausgleich zu verknüpfen. Das ist in der Geschichte relativ neu. Dies ist zugleich ein Grund, warum die Liberalen so schwer verstanden werden. Es ist ein neues Denken, bei dem man zuerst um alte Ecken herumdenken muß. Diese Herausforderung sollte nicht verloren gehen, auch wenn das Umdenken ein mühsamer Prozeß ist.

Daß das LiF als einzige Partei Österreichs von einer Frau angeführt wird, ist ebenso ein triftiger Grund für seine Existenz. Damit hat es Vorbildcharakter für alle Frauen, denen es um Eigenständigkeit und Mitsprache geht. Menschen brauchen Vorbilder, um ihr Selbstbewußtsein zu stärken, um zu wissen, wie man Ziele erreicht und nicht bloß anstrebt. Wer Frau ist, sollte dieses Faktum nicht unterschätzen, auch wenn Männer versuchen, dies den Frauen auszureden. In dieser Partei haben Frauen gleichberechtigt mit Männern das Sagen. Das ist vielleicht noch bei den Grünen so. Und das schlägt sich natürlich programmatisch nieder. Viele Positionen des Liberalen Forum tragen eine weibliche wie männliche Handschrift. Diese Art der Kompromißfindung steht vorbildhaft für jene partnerschaftliche Gesellschaft, die zwar seit langem beschworen wird aber noch lange nicht Realität ist.

Der wichtigste Aspekt ist dieser: Das LiF bietet jenen eine Wahlmöglichkeit, die dem Rechtsruck entgegenwirken wollen, aber aufgrund ihrer Sozialisation Hemmungen haben, Rot oder Grün zu wählen. In der Ära Kreisky war das anders. Mit dem (damals) sozialistischen Kanzler aus jüdisch-bürgerlichem Haus, der 13 Jahre lang der SPÖ die Alleinregierung sicherte, konnten sich ÖsterreicherInnen identifizieren, die seinen Nachfolgern kritischer gegenüber stehen. Heutzutage geht es nicht allein um eine FPÖ-Regierungsbeteiligung. Es mehren sich Anzeichen reaktionärer Gesinnung in diesem Land. Davon heben sich die Liberalen ab. Sie lassen sich trotz Niederlagen von diesem Kurs nicht abbringen. Das ist keine Don Quichoterie, keine Quadratur des Kreises. Es ist Grundsatztreue, die in der heutigen Zeit der grassierenden Anpassung ein notwendiges Korrektiv darstellt.

Die Autorin ist freie Publizistin und Vizepräsidentin des Presseklubs CONCORDIA.

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