"Nach dem Krieg die UNO endlich zur 'Weltpolizei' aufwerten!"

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Der Beginn der militärischen Auseinandersetzungen zwischen der NATO und der Bundesrepublik Jugoslawien in der letzten Märzwoche 1999 zeigt, wie unkontrollierbar das Spiel der militärischen Kräfte werden kann, wenn starre politische Haltungen aufeinanderprallen. Ganz besonders gefährlich ist aber in diesem Fall die Ausschaltung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, weil der NATO-Militärschlag unter den vorliegenden Umständen als politischer Willkürakt erscheint. Alle eventuell vorhandenen Möglichkeiten zu einer Konfliktbeilegung ohne Militäreinsatz hätten bei Beratungen im Sicherheitsrat in Erwägung gezogen werden können. Aber die Unlust der Politiker und Militärstrategen, sich mit einem drohenden Veto von Rußland und China auseinanderzusetzen, gab den Ausschlag und ist jetzt Ursache für eine extrem gefährliche Situation.

Die Chancen, daß die eben begonnenen Kriegshandlungen zwischen Jugoslawien und der NATO zu einem baldigen Ende kommen werden, sind vorsichtig ausgedrückt nicht optimal. Und gerade wegen der sogenannten "Erstschlags-Strategie" wäre in einer extremen Situation ein atomarer Schlagabtausch nicht unmöglich. Dazu ein Wort Albert Schweitzers: "Die Theorie der Aufrechterhaltung des Friedens durch Abschreckung des Gegners kann für die heutige Zeit der gesteigerten Kriegsgefahr nicht mehr in Betracht kommen [...] Die gesteigerte Kriegsgefahr wird größer noch dadurch, daß der Atomkrieg wohl kaum auf Grund einer Kriegserklärung von seiten einer Atommacht statthaben wird, sondern durch irgendein Vorkommnis zufällig zum Ausbruch kommen wird."

Sollte es eines Tages - nach der gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzung wegen des Kosovo - wieder zu einem Frieden kommen, müßte es die dringendste Aufgabe der Staatengemeinschaft - ja, aller Völker der Welt - sein, alle in der UNO schlummernden Möglichkeiten für eine weltumfassende Friedenspolitik voll zu entfalten, die militärischen Potentiale der einzelnen Länder in eine "Weltpolizei" umzuwandeln, der Weltorganisation die nötigen finanziellen Mittel nicht länger vorzuenthalten (wie es die einzige derzeitige Großmacht tut), die konventionelle und die atomare Abrüstung voranzutreiben und letztlich die Stellung der UNO und aller ihrer Nebenorganisationen im politischen und wirtschaftlichen Weltgeschehen aufzuwerten.

Der Autor ist Quäker und Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes - Österreichischer Zweig.

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