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Die Jugend des Dichters

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Das Licht der Welt. Geschichte eines Versuches, als Dichter zu leben. Von Felix Braun. Volksbuchverlag, Wien. 428 Seiten. Preis 52 S.

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Das Licht der Welt. Geschichte eines Versuches, als Dichter zu leben. Von Felix Braun. Volksbuchverlag, Wien. 428 Seiten. Preis 52 S.

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„Das Licht der Welt“ erblickte Felix Braun in Wien. Dieses Licht, flackernd, verdunkelnd, aufflammend, verfolgt er in seinem Bekenntnisbuche bis zu der Zeit, da seine Jugend allmählich ins Mannesalter hinüberströmt. Jedes der 32 Kapitel trägt nach dem Titel einen Leitspruch, der wie ein Segenswort für das Gelingen des darauffolgenden Teilstückes anmut t. Zwei Wege führen nebeneinander her, und wenn sie sich auch oft und oft zu verschmelzen scheinen, hält Braun doch immer wieder an den Grenzlinien fest. Eben dadurch gelingt es ihm, die beiden Wege, den des persönlichen Geschehens und den des künstlerischen Werdens, mit überzeugender Lebendigkeit zu erfüllen. Die eigenwillige, fein getönte Sprache, die wir in seiner Lyrik, in seinen Dramen und in seiner Epik bewundern, umkränzt auch die Schilderungen des scheinbar Alltäglichen und erhöht den Bericht zur dichterischen Aussage.

Das ist das Wien des Kindes, das Wien der Pferdebahn und der alten Menschen des sterbenden 19. Jahrhunderts, das krause Bild der Lehrer und Mitschüler im Gymnasium, dann der seelische und sachliche Kampf um die Behauptung auf der

Hochschule, da ist im besonderen die Familie, der seit langem verwitwete, kritischliebevolle Vater, die Dreiheit der Geschwister, Käthe, die Schwester, vor allem, mit Felix aufs innigste verbunden und die erste, die in ihm den Dichter bejaht. Braun hat in seinen jungen Jahren keine weiten Reisen unternommen. Aber mit tiefem Einblick, mit wundervollem Sinn für Wesen und Zusammenhänge erlebt er Nürnberg, München, Berlin, Dresden, Leipzig, Weimar, Prag und Venedig. Durch den Spiegel seiner Wünsche sieht er die Dichter seiner Zeit. Zu ihnen schaut er auf, in der Sehnsucht, ihnen gleichzuwerden. Auf solche Art wird sein Erinnerungsbuch zu einem farbenfrohen Gemälde der Literatur des neuen Jahrhunderts, erfüllt von Gestalten wie Ferdinand von Saar, Richard Dehmel. Hermann Bahr, Rainer Maria Rilke, Eduard Stucken, Franz Karl Ginzkey, Stefan Zweig, Anton Wildgans, Max Mell. In Liebe zu solcher hohen Umwelt entfaltet der Werdende seine Kunst, ringt um erste Erfolge, erntet wachsende Anerkennung und wird schließlich der von keinem bürgerlichen Beruf beengte freie Schriftsteller, der Dichter, den wir lieben.

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