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Der Krieg hat Verspätung

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Mit einer Verspätung von sieben Jahren kommt Billy Wilders amerikanischer Film „Stalag 17“ zu uns. Sie ist ihm voj der Stirne abzulesen. Unbefangen, weil er einmal sowohl kurze Zeit Wachsoldat als auch leider viel länger Gefangener gewesen ist, meint der Schreiber dieser Zeilen, daß die deutsche Lagerleitung und Wachmannschaft in diesem Film um ein Deutliches zu herb porträtiert ist. Man ist 1960, nicht nur aus politischer Konjunktur, in solchen Filmen fairer, und auch Billy Wilder würde heute die Palette anders mischen. Der Film, völlig unbelastet vom seelischen und leiblichen Jammer des Gefangenendaseins, ist Tobust auf kriminelle Spannung an-1 felpg^^ Wer ist der Verräter in der Baracke7 —, und,,yoni.t>iefer*n Konflikten ist weitum keine Spur, wenn'mäh nicht etwa die wunderliche Frage: „Ist es denn menschenmöglich, daß ein Amerikaner den anderen denunziert?“ dazurechnete. Mit diesen Einschränkungen ist dem bekannten gebürtigen Wiener Regisseur, welchem Umstand wohl auch die Lokalisierung der Vorgänge in Gneixendorf bei Krems zu danken ist, ein spannender, pfiffiger Film gelungen, in dem William Holden eine hintergründige Gefangenenfigur und seltsamerweise Otto Preminger einen überchargierten Lage/oberst spielt — den hätte der selige Stroheim spielen müssen!

Im gleichen Kolportageklima, dessen Wind aus dem deutschen Illustriertenblätterwald weht, rollt in Paul Mays neuerem deutschen Film „Soldatensender Calais“ ein militärisch-politisches, stellenweise auch erotisch recht freizügiges Katz-und-Maus-Spiel aus den letzten Tagen von Paris-Pompeji ab. Gespielt wird durchweg gut, von Gert Fröbe sehr gut. Für die zeit- und milieugerechte Musik war Norbert Schultze durchaus zuständig.

Eine deutsche Komödie, „Scheidungsgrund : Lieb e“, mit einem hauchdünnen Stöffchen (zweier Widerspenstigen Zähmung, erst des Mannes, dann der Frau), gedieh leider nur zu einem temperierten, etwaä frivol garnierten Lustspiel. Gespielt wird brillant, „sie“ heißen O. W. Fischer und Dany Robin.

Das Original solcher süßen Bändigungen, Shakespeares „DerWiderspenstigenZähmung“, liegt diesmal farbig, spanisch und echt romanisch, trotzdem nicht unshakespearisch vor.

Käme einem das Drehbuch zu dem religiösen Heimatfilm „Glocken läuten überall“ zu Gesicht, müßte man die Geschichte von den Sorgen eines sozusagen österreichischen Don Camillo auf dem Dorfe ganz passabel finden. Es müßte sich seiner nur ein Regisseur und nicht, wie es hier geschehen ist, ein Fleischhauer annehmen. Das Ergebnis ist nun so, daß man an dem berühmten guten Willen aller prominenten Beteiligten zu zweifeln versucht ist. Ihre Namen seien schamhaft verschwiegen — mit einer Ausnahme, denn es ist möglich, daß mit Sieghardt Rupp eine heimische Filmlaufbahn anhebt.

Filmschau (Gutachten der Katholischen Film-kommission für Österreich) Nr. 40 vom 1. Oktober i960: III (Für Erwachsene und reifere Jugend, etwa ab 16): „Das Buch Ruth“. „Der Tempelschatz von Bengalen“ — IV (Für Erwachsene): „Meisterschaft im Seitensprung“*, „Treppauf, treppab“, „Das Vaterhaus“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Der Schrecken schleicht durch die Nacht“, „Sie killten ohne Gnade“ — IV b (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Scheidungsgrund: Liebe“.

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