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Digital In Arbeit

Der persönliche „Assistent“

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Termine und Adressen auf einen Tastendruck, ohne Quälerei mit miniaturisierten Keyboards: der P.D.A. (Personal Digital Assistant).

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Termine und Adressen auf einen Tastendruck, ohne Quälerei mit miniaturisierten Keyboards: der P.D.A. (Personal Digital Assistant).

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Sie kennen das sicher: Der mitleidige Blick der „wohlstandsverwahrlosten“ Yuppies in den schicken Innenstadtcafes, wenn Sie gerade einmal wieder dabei sind, aus einem Haufen zerknitterter Zettel, der sich in Ihren Sakkotaschen angesammelt hatte, einen wichtigen Termin herauszulesen.

Weinkrämpfe und lautstarkes „...und DAS mir...“-Geschrei wegen nicht eingehaltener Termine samt Riesen Verlusten gehören der Vergangenheit an. - So oder so ähnlich dachte ich schon, als ich das erste Mal einen Filofax-Kalender jn meinen Händen hielt. Diese netten Dinger hatten für jeden denkbaren Ter- min(un)-Fall eine eigene Unterteilung, darüber hinaus konnte man während langweiliger Telefonate seine Tagesaufzeichnungen mit Kleinkunstwerken von eigener Hand verzieren. Ende der achtziger Jahre brach dann auch bei den oben zitierten Yuppies die Terminplaner-Ma- nia los; die Ringbuchkalender waren schick geworden.

Spezialisten im High-Tech-Be- reicn verlegten sich damals darauf, ihren tragbaren Computer als treuen Begleiter stets mit sich zu führen. Plötzlich wurde alles tragbar - „handy“ eben. Vom Telefon über das Fax bis hin zum PC - alles im handli-

chen Miniformat - mit kleinen Anzeigen und noch kleineren, oft fast unbenutzbaren Tastaturen.

Aber das ist nun auch schon ein paar Jährchen her; jetzt beglückt uns die Computerindustrie mit einer ganz neuen Trickkiste, speziell für die neunziger Jahre: der P.D.A. (Personal Digital Assistant - der persönliche digitale Assistent) Und der Titel „Assistent“ ist verdient!

Das Wunderding in der Version der Firma Amstrad verwaltet nicht nur Adressen und Telefonnummern (...das kann heute schon jeder bessere Taschenrechner...), er entschärft als Hauptfeature eine der gravieren-

sten Schwachstellen der Vorgängergenerationen: die Eingabe mittels Tastatur. Es gibt keine geschrumpfte oder abgespeckte Tastatur für Zwergenfmger - hier wird nämlich geschrieben, mittels eines Spezialstiftes auf ein Eingabefeld. Der PDA wandelt mittels lernfähiger Erkennungsprogramme Ihre Handschrift in Druckschrift um und vergleicht sie noch ganz nebenbei mit einem Thesaurus-Rechtschreibprogramm.

Der Amstrad-PDA wächst mitunter auch über sich hinaus: er verwandelt sich mit einer PCMCIA-In- dustriestandardkarte zu einer Faxstation, kommuniziert über eingebaute

Schnittstellen und entsprechender Software mit PC’s oder Druckern.

Das handliche DIN-A-6-Format und sein Federgewicht (ca. 400 Gramm) sorgen dafür, daß sie Ihren „Assistenten“ fast überallhin mitnehmen können. Und er macht sich auch überall nützlich - als Übersetzer ebenso wie als Entertainer. Mittels der oben erwähnten PCMCIA Karten lassen sich die Speicher des PDA’s ebenso erweitern wie auch die Funktionen des Gerätes allgemein „auffrisieren“: Je nach zukünftigem Herstellerangebot läßt sich damit ein Stadtplan ebenso verwirklichen wie ein elektronischer Museumsführer.

AUCH TETRIS IST MÖGLICH

Die Entertainerfunktion ist bei manchen Geräten schon integriert: „Touch Me“ von Hexaglot wartet mit einer Tetris-Funktion auf. Der „Touch Me“ ist übrigens noch kleiner (20x15x2 Zentimeter) und bietet etwas mehr Komfort, wenn man auf ein Wörterbuch, verschiedene Ein- heiten-Konvertierungen, Telefonkennzahlen und technische Vergleichstabellen in diesem Miniformat spitzt.

Das „Newton’s Message Pad“ verfügt über ähnliche Features wie seine Kollegen, seine Kommunikationssoftware ist jedoch zusätzlich an den Kulturraum des Benützers angepaßt (z.B.: Es gibt eine deutsche und eine

deutsch-österreichische Version!) und er kann auch mit anderen Newtons per Infrarot-Verbindung kommunizieren (seine Hersteller nennen das „beamen“). Die Konkurrenzprodukte Newton’s Message Pad (Apple und Sharp-Coproduktion) und Am- strads Pen Pad verfügen über etwas bessere Wandlerprogramme - sie sind daher für Leute mit unleserlicher Schrift ideal!

Alles in allem sind die PDAs eine empfehlenswerte Sache für Leute, die sich immer schon eine tragbare PC-Terminkalender-Mischung gewünscht haben. Diese Geräte können professionellen Verwendern einen großen Vorsprung in unterschiedlichsten Bereichen garantieren — sind sie doch die erste Stufe des Traumes vom tragbaren Büro. Sie vereinigen in sich eine ganze Menge, für den Privatmann wie für den Businessman, nützliche Features. Eine geballte Ladung Organisation für die Hosentasche, sozusagen.

(Und die Yuppies, falls sie sich noch immer in Ihren Lieblingscafes herumtreiben, werden diesmal nichts zu bemitleiden haben.)

Erratum:

In FURCHE Nr. 11/12 Seite 27 sind im Beitrag,,Kaffee ist nicht gleich Kaffee“ die beiden letzten Zeilen verloren gegangen: „Heute gibt es nur noch einige Dutzend Kaffeeröster und nur mehr ein Kaffeehaus, das „Kaffee Alt Wien“ in der Belvedere Straße, das seinen Kaffee selbst röstet “ Wir bitten unsere Leser vielmals um Entschuldigung.

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