7223582-1993_38_05.jpg
Digital In Arbeit

Geldsegen für Jugendverbände

19451960198020002020

Was tun, wenn in den Kassen der Partei-Jugendorganisationen wieder einmal Ebbe herrscht? Man versucht, auf möglichst unauffällige Art und Weise den Steuertopf anzuzapfen. Pech, wenn man dabei ertappt wird und dann mit mehr Partnern teilen muß, als ursprünglich geplant.

19451960198020002020

Was tun, wenn in den Kassen der Partei-Jugendorganisationen wieder einmal Ebbe herrscht? Man versucht, auf möglichst unauffällige Art und Weise den Steuertopf anzuzapfen. Pech, wenn man dabei ertappt wird und dann mit mehr Partnern teilen muß, als ursprünglich geplant.

Werbung
Werbung
Werbung

FPÖ-General sekretär HerbertScheib-ner tobt: „Wir werden eine parlamentarische Anfrage an Familienministe-rin Rauch-Kallat richten, in der wir Aufklärung verlangen!" Was den ehemaligen freiheitlichen Jugend-Obmann so empört: Eine formal korrekte 20-Millionen-Schilling-Subvention des Bundes (exakt 19,960.000 Schilling) an die Mitgliedsorganisationen des , .Österreichischen Bundesjugendringes'' (ÖB JR), bei der die Freiheitlichenvweil nicht Mitglied im ÖBJR, leer ausgegangen sind.„Es stellt sich die Frage, was mit den Subventionen eigentlich bezweckt wird. Anscheinend funktioniert der sonst untätige Bundesjugend-ring nur mehr als Geldverteilungsmaschine", ärgert sich Scheibner.

Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, daß die meisten der 22 ÖBJR-

Mitgliedsorgansiationen zu dem unverhofften Geldsegen wie die Jungfrau zum Kind gekommen sind.

Begonnen hatte alles mit einem gestiegenen „Finanzierungsbedarf' der Sozialistischen Jugend (SJ), der - so heißt es - einerseits auf die hohen Personalkosten, andererseits auf den Renovierungsbedarf des SJ-eigenen „Europacamps", einem Ferienheim am Attersee, zurückzuführen ist. Insider bezeichnen freilich die angestrebte 10-Millionen-Schilling-Subvention als „wirtschaftliche Existenzfrage" für die Jusos.

Aber selbst der sozialdemokratische Finanzminister Ferdinand Lacina ließ bereits frühzeitig erkennen, daß er kein Verständnis dafür habe, der notleidenden Parteijugend mit Steuergeldern wieder auf die Sprünge zu helfen.

Also verbündete sich die SJ mit der ebenfalls unter chronischem Geldmangel leidenden Jungen ÖVP. Tatsächlich gelang es dann - Ende 1992 - im Zuge der parlamentarischen Beratungen über das Budget 1993 einen zusätzlichen Subventionsposten in der Höhe von 19,96 Millionen Schilling im Bundesvoranschlag 1993 unterzubringen. Und zwar auf Antrag der Ab-

geordneten Kurt Gartlehner (SPÖ) und Anton Bayr (ÖVP), ohne Mitwirkung oder Zustimmung der zuständigen Ministerien (Finanzen; Umwelt-, Jugend und Familie). Als Verwendungszweck wird im Bundes Voranschlag .Politische Bildungsarbeit für junge Mandatare" angegeben.

Ab dann lief freilich nichts mehr nach Plan: die anderen Mitgliedsorganisationen des ÖBJR kamen den rotschwarzen Subventions werbern auf die Schliche - und forderten, das Geld „gerecht" aufzuteilen, was dann auch geschah. Die erste Tranche der Subvention wurde mittlerweile berei ts ausbezahlt. Und im Juli erregte die sonst eher finanzschwache Junge ÖVP Aufsehen, indem ihr neuer Obmann Werner Amon eine Zwei-Millionen-Schilling-Wohnung für „Bildungszwecke" ankaufen wollte.

FürÖBJR-Vorsitzenden Martin Kargl ist „die einmalige Subventionsvergabe korrekt verlaufen, nachdem jetzt alle Jugendorgansiationen davon profitieren". Daß die FPÖ-Jugend leer ausgegangen ist, habe sie sich selbst zuzuschreiben: „Der ,Ring freiheitlicher Jugend' wäre ja schon längst ÖBJR-Mitglied, wenn er sich damals von den Umvolkungsthesen des FPÖTdeolo-gen Andreas Mölzer distanziert hätte."

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung