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Manche überraschende Kardinalsernennungen

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Äußerst positiv ist in Rom die Bekanntgabe von achtzehn neuen Kardinalen gewertet worden, die Papst Johannes Paul II. am 2. Februar ernennen wird. Unter den Neuernannten befinden sich unter anderem der Erzbischof von Zagreb Franjo Kuharic, der Erzbischof von Chikago Joseph L. Bernardin, der Erzbischof von Medellin und Präsident des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM Alfonso Lopez Trujillo, der Erzbischof von Mailand Carlo Maria Martini SJ, der Erzbischof von Paris Jean-Marie Lustiger, der Erzbischof von Gnesen und Warschau und Primas von Polen Jozef Glemp, der Apostolische Administrator von Riga und Liepaja Bischof Julijans Vajvods, der Bischof von Berlin Joachim Meisner und der französische Theologe Henri de Lubac SJ.

Beobachter werten die Ernennungen als „mutig und bedeutsam“. Als besonders bedeutsam wird dabei die erste offizielle Ernennung eines Kardinals in der Sowjetunion hervorgehoben, des 87jährigen Apostolischen Administrators der Diözese Riga und Liepaja in der sowjetischen Teilrepublik Lettland, Julijans Vajvods.

Eine mutige Ernennung ist nach Ansicht von Beobachtern auch die des kroatischen Erzbischofs von Zagreb, Franjo Kuharic, der den Bischofsstuhl des in den fünfziger Jahren vom kommunistischen Regime in einem Schauprozeß verurteilten Kardinals Stepi- nac innehat. Wegen seines unerschrockenen Eintretens für Glaubensfreiheit und Gerechtigkeit war Kuharic erst vor wenigen Monaten von der kommunistischen Presse scharf angegriffen worden, die damals die Forderung erhob, daß kein Kroate mehr Kardinal werden dürfe.

Wie Johannes Paul II. nach der Verlesung der Liste mit den Namen der 18 neuen Kardinale selbst hervorhob, spiegeln die neuen Kardinale den der katholischen Kirche eigenen „weltweiten Atem“ wider: 15 der 18 Neuernannten sind residierende Erzbischöfe oder Bischöfe, davon sieben Europäer, zwei Afrikaner, zwei Asiaten, zwei Lateinamerikaner, ein Nordamerikaner und ein Ozeanier. Nur zwei der neuen Kardinale sind Mitglieder der römischen Kurie, der Zentralverwaltung der Kirche. Es fiel auf, daß die neuen Pro-Präsidenten der Sekretariate für die Nicht

christen und für die Nichtglaubenden, der belgische Erzbischof Jean Jadot bzw. der französische Erzbischof Paul Poupard, wie auch der Pro-Präsident der Päpstlichen Kommission für den Vatikanstaat, der amerikanische Erzbischof Paul Marcinkus, nicht den Kardinalshut erhalten haben.

Nach der Ernennung von 18 neuen Kardinalen hat das gesamte Kardinalskollegium 138 Mitglieder. Von ihnen sind 18 bereits mehr als 80 Jahre alt und können nach der Konklave-Ordnung Pauls VI. nicht mehr an einer Papstwahl teilnehmen.

Zwei über 80jährige hat Johannes Paul II. selbst in das Kardinalskollegium berufen: den Letten Julijans Vajvods und den international bekannten französischen Theologen aus dem Jesuitenorden, Henri de Lubac. Die Verleihung des Kardinalshutes an de Lubac darf als Ehrung für dessen grundlegendes theologisches Schaffen betrachtet werden. Auch die Tatsache, daß mit de Lubac und dem Mailänder Erzbischof Carlo Maria Martini zwei Jesuiten unter den neuernannten Kardinalen sind, spricht für sich.

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