7211784-1992_33_12.jpg
Digital In Arbeit

Ein Mann ohne Angst

19451960198020002020

„Er war ein Mann des Mutes und der Hoffnung, einer, der die Courage hatte, öffentlich zu sagen, was die Masse denkt, der die Dinge beim Namen nannte und keine Angst hatte. Angst haben, Vorsicht, Mißtrauen, das war ja sonst das Übliche in kommunistischen Staaten.“

19451960198020002020

„Er war ein Mann des Mutes und der Hoffnung, einer, der die Courage hatte, öffentlich zu sagen, was die Masse denkt, der die Dinge beim Namen nannte und keine Angst hatte. Angst haben, Vorsicht, Mißtrauen, das war ja sonst das Übliche in kommunistischen Staaten.“

Werbung
Werbung
Werbung

So sieht der Wiener Alt-Erzbischof, Kardinal Franz König, im Gespräch mit der FURCHE seinen langjährigen Prager Amtskollegen Frantisek Tomäsek, der am Dienstag, 4. August, im 94. Lebensjahr in Prag gestorben ist und am 12. August im Veitsdom zu Grabe getragen wurde.

Frantisek Tomäsek wurde am 30. Juni 1899 in Studenka in der Erzdiözese Olmütz geboren, 1922 zum Priester geweiht und 1949 zum Bischof ernannt. Er übernahm zunächst als Apostolischer Administrator die Leitung der Erzdiözese Prag, erst 1977 wurde er offiziell Erzbischof und Kardinal (wozu ihn Papst Paul VI. schon 1976 „in pectore" ernannt hatte). 1991 übernahm Miloslav Vlk vom damals fast 92jährigen Tomäsek den PragerErzbischofstuhl. Tomäsekstarb nach einem langen Todeskampf -schon am 7. Juli 1992 hatten Agenturen gemeldet, der Kardinal liege im Sterben, doch konnte sein Zustand danach noch wochenlang stabil gehalten werden.

Kardinal König war Tomäsek seit dem Konzil durch viele Begegnungen, darunter Besuche in Prag, verbunden. Er hebt hervor, wie augenfällig die Popularität des Prager Kardinals in den letzten Jahren des Kommunismus ständig zugenommen hat:

„Ich erinnere mich an das Begräbnis des vorigen Bischofs von Trnava: Beim Requiem war die Kirche gesteckt voll, und nur die Tatsache, daß er sich anschickte, von der Kanzel aus das Wort zu ergreifen, hat tosenden Applaus ausgelöst, und seine Ansprache wurde dann auch immer wieder von Ovationen unterbrochen."

Tomäsek habe, so Kardinal König, gespürt, ,je länger es dauert, umso weniger kann man ihm was antun, durch das breite Echo ist er in seiner geistlichen Führerrolle bedeutend gestärkt worden".

Nach den Worten des Wiener Alt-Erzbischofs war Kardinal Tomäsek ein Kirchenmann, der Heimat- und Kirchenliebe verbinden wollte und der - mit guten Italienischkenntnissen -

sehr die römischen Kontakte pflegte: „Von Rom fühlte er sich geschützt und getragen." Pläne des Regimes, ihn nach Rom abzuschieben, gingen aber nicht auf. Tomäseks Probleme mit dem Regime reichten durch die Gruppe der regimenahen „Friedenspriester" weit in den Klerus hinein. Auf dem Konzil zählte Tomäsek nicht zu den prägenden Gestalten. Wie die anderen Bischöfe des Ostens trat er dort dafür ein, den Kommunismus nicht namentlich zu verurteilen, wohl aber den kämpferischen Atheismus. In der Konfrontation mit ihm ist Tomäsek immer mutiger geworden und hat sich immer weniger ein Blatt vor den Mund genommen, bis er im hohen Alter noch das Ende der kommunistischen Herrschaft erleben durfte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung