Bratislava - © Foto: Uoaei1

Papst-Eis für Bezák

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Papst Franziskus besucht vom 12. bis 15. September die Slowakei. Die Rehabilitierung des 2012 abgesetzten Erzbischofs von Trnava, Róbert Bezák, ist damit eng verbunden.

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Papst Franziskus besucht vom 12. bis 15. September die Slowakei. Die Rehabilitierung des 2012 abgesetzten Erzbischofs von Trnava, Róbert Bezák, ist damit eng verbunden.

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Jetzt muss nicht mehr um den Brei herumgeredet werden: In einem Podcast des Blattes .týždeň (Die Woche) vom 22. Juli hat der in Ungnade gefallene Bischof preisgegeben, er habe am 24. Juni mit Papst Franziskus in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta einen Privatgottesdienst gefeiert. Anschließend habe ihn der Papst zum Abendessen eingeladen und ihm persönlich „Eis mit etwas Likör obendrauf“ serviert. Im angenehmen Gespräch sei es auch um den bevorstehenden Papstbesuch gegangen, nicht jedoch um seinen persönlichen Fall und seinen zukünftigen Wirkungsbereich.

Franziskus hatte beim Mittagsgebet am 4. Juli seinen Pastoralbesuch in der Slowakei angekündigt und damit nicht nur die Gläubigen überrascht, die vor dem Apostolischen Palast Fahnen mit dem slowakischen Doppelkreuz schwangen. Kaum jemand hatte registriert, dass die slowakische Bischofskonferenz die vage Andeutung des Pontifex auf der Rückreise aus dem Irak Anfang März ernstgenommen hatte, man könne doch nach dem Eucharistischen Weltkongress in Budapest „ins nur zwei Stunden entfernte Bratislava“ weiterreisen.

Bischöfe in Aktion

Die slowakischen Bischöfe haben dem Papst eine Einladung gesandt und auch gleich Vorschläge für den Verlauf der Papstvisite unterbreitet. Am meisten am Herzen lag ihnen deren Ausdehnung bis zum 15. September, damit Franziskus die Nationalwallfahrt nach Šaštín leiten könne. Der Konnex der dortigen Verehrung der Mater dolorosa mit dem vom Papst ausgerufenen Josefsjahr drängte sich förmlich auf: „Mit Maria und Josef auf dem Weg zu Jesus“ lautet das Motto des ganzen Papstbesuchs.

Wie die Marienverehrung von Papst Franziskus konkret aussieht, zeigen die Programmpunkte, die mehrfach an eine „Peripherie“ führen: zuerst zur griechisch-katholischen Kirche in Prešov, dann in die berüchtigte Roma-Siedlung Luník IX und zur vielfach perspektivlosen Jugend in Košice, schließlich ins Obdachlosenhaus Betlehem der Mutter-Teresa-Missionarinnen sowie zu einer Begegnung mit Vertretern der jüdischen Kultusgemeinde in Bratislava.

Die Bischöfe in der Slowakei hätten nach Phase 2 der Pandemie die Verpflichtung zum sonntäglichen Messbesuch wieder eingeführt und rechneten damit, dass die Gläubigen in die Kirchen zurückkehren. Ihm hingegen gehe es so wie dem Papst darum, auf die Menschen zuzugehen, so Bischof Bezák in seinem ersten Interview nach Bekanntgabe des Papstbesuches durch Franziskus. Nicht nur, dass der Papst bescheiden wohne, trage er auch „eine Uhr um 20 Euro“, so Bezák über des Papstes Lebensstil.

Bezáks „Intermezzo“

In seinen Interviews erinnerte der Redemptorist an die Stationen seines Werdegangs von der Bischofsweihe in Trnava 2009 über die Absetzung 2012, die nicht von Papst Benedikt XVI., sondern von Leuten aus dessen Umgebung betrieben worden sei, und an die Bemühungen des mittlerweile verstorbenen Prager Erzbischofs Kardinal Miloslav Vlk und des damaligen slowakischen Präsidenten Andrej Kiska, ihm 2015 endlich die langersehnte Privataudienz bei Franziskus zu verschaffen.

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