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US-Dollar: Schwer zu ersetzen

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Der Kurssturz des Dollar - in Wien bekam man einen Tag lang nur noch 12,40 Schilling dafür - löste vergangene Woche den größten Kurssturz an der New Yorker Börse seit dem Börsenkrach 1929 aus. Die daraufhin von der amerikanischen Regierung eingeleiteten Stützungsaktionen führten dann nicht nur zu einer Festigung des Dollarkurses, sondern auch zum größten, je an einem Tag verzeichneten Anstieg des Dow Jones Index, dem Maßstab für das amerikanische Aktienkursniveau.

Diese beiden Höhepunkte innerhalb von nur drei Tagen zeigen zweierlei: Erstens, daß im Zusammenhang mit dem Dollar so gut wie nichts mehr ausgeschlossen ist, und zweitens, welches weltweite Kri-

senpotential in einem kranken Dollar schlummert.

Die rationalen Ursachen der nun schon chronischen Dollarkrise sind bekannt und werden wohl auch nach der Ankündigung des amerikanischen Maßnahmenpaketes zur Gesundung der US-Währung kaum an Wertigkeit verlieren: Die mit enormen ölimporten belastete defizitäre Handelsbilanz der Vereinigten Staaten, eine Inflationsrate von fast zehn Prozent und eine internationale (Dollar-)Liquidität von (geschätzt) 600 Milliarden, die längst nicht mehr nur der Finanzierung des Welthandels dient, sondern bewußt spekulativ eingesetzt wird.

Mit rationalen Überlegungen allein ist das Ausmaß des Kursverlustes - seit dem endgültigen Auseinanderbrechen der Währungsordnung von Bretton Woods 1971 wurde der Dollarkurs gegenüber den harten europäischen Währungen praktisch halbiert - indes nicht erklärbar. Niemand zweifelt daran, daß der Dollar, nimmt man seine Binnenkaufkraft, kraß unterbewertet ist, und dennoch will niemand Dollars kaufen, obwohl man damit nach den Gesetzen der Markwirtschaft langfristig ?in Riesengeschäft machen müßte.

Ähnlich der Situation bei unterbewerteten Aktien

scheint es auch für den Dollarkurs keine Untergrenze zu geben; sein innerer Wert ist es jedenfalls nicht.

Das Skurrile daran ist, das selbst ein Dollar, der zur D-Mark eins zu eins gehandelt wird, als Welthandelswährung unersetzlich bliebe. Keine der derzeit stärksten Währungen -D-Mark, Schweizer Franken und Yen - ist vom Volumen ■ her in der Lage, die Welthandelswährung abzugeben; keine der zugehörigen Volkswirtschaften fähig, eine entsprechende Geldmengenerhöhung zu verkraften. Ganz abgesehen davon einmal, daß sich jedes Land mit Händen und Füßen dagegen wehrt, die Bürde des Leitwährungslandes zu übernehmen. Wir werden wohl auch noch die nächsten Jahre mit Dollar-Reiseschecks auf Urlaub fahren müssen.

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