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Der Griff nach der Zigarette, in die Brieftasche, nach der Zeitung oder dem Computer-Ausdruck ist immer auch ein Griff nach Papier. Ein Überblick über dessen vielfältige Verwendungsmöglichkeit.

Wenn wir über den Gebrauch von Papier sprechen, so denken wir zunächst an die großen Mengen vielfältiger Papiere, die der Kommunikation dienen wie Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Kaufhauskataloge, Briefpapier und Umschläge. Viele dieser Papiere werden heutzutage ganz oder teilweise aus recyclierten Fasern, die aus Altpapier stammen, hergestellt.

Massendruckpapiere können darüber hinaus einen beträchtlichen Anteil an ligninhaltigen Holzstofffasern enthalten, die unter dem Einfluss des Sonnenlichtes sehr schnell vergilben und brüchig werden.

Regierungsakte, Notariatsdokumente und manches andere muß aber alterungsbeständig und archivierbar sein. Für deren Herstellung kommen deshalb ausschließlich Zellstofffasern in Frage. Internationale Normen sind die Grundlage zur Beurteilung der Dauerhaftigkeit von Papieren.

Wenn wir morgens ins Bad gehen, treffen wir die Vielzahl der Hygiene-Papiere von den bekannten Röllchen, Gesichtstücher bis zu den Wattestäbchen deren gewickelter Stab aus einem Spezialpapier bestehen muss, damit er sich in der Kanalisation wieder völlig auflöst. Der Weg in die Küche bringt uns die Küchenrolle, aber auch das Papiertaschentuch. Das Backpapier braucht man im Herd.

Die auf Faserplatten unter Druck heiß aufgepressten Dekorpapiere bestimmen die optischen und Gebrauchseigenschaften von Faserplatten der sichtbaren Möbeloberflächen oder auch Böden, die leichte Reinigung der im Gegensatz zu Naturholz porenfreien Flächen ist ein Segen für die immer größer werdende Zahl von Menschen, die an Allergien leiden.

Verbesserte Bedruckbarkeit

Der Griff zur Morgenzigarette öffnet das einseitig gestrichene Umhüllungspapier, das auch für Schokoladetafeln benutzt wird. Das Streichen von Papier ist das Aufbringen einer mineralischen Pigmentschicht auf die Oberfläche des Papieres und verbessert die Bedruckbarkeit, da man nicht mehr auf die groben Fasern, sondern auf eine homogene Pigmentschicht druckt. Das Streichen hat eine alte Tradition und weltweit werden Millionen von Tonnen gestrichener Papiere hergestellt.

Eine Sondersorte ist das Flaschenetikettenpapier, das die Ablösung des Etikettes in einer Spüllauge ermöglicht, ohne dass das Papier zerfällt. Der Konsum dieses Etikettenpapieres unterliegt eher dem Sonnenstand als der allgemeinen Weltkonjunktur. Im Supermarkt finden wir die Vielfalt der sogenannten Selbstklebe-Etiketten, das sind Papiere, die auf der Rückseite eine Beschichtung aus dauerhaft klebrigen Kunststoff benötigen und auf einem so genannten Releasepapier liegen, von dem sie mühelos abgezogen und auf die auszuzeichnende Ware übertragen werden können. Releasepapiere gibt es auch im technischen Bereich, so etwa bei der Herstellung von Kunstleder.

Der Weg zur Bank bringt uns das beliebte Geldscheinpapier, über dessen Fälschungssicherheit viel gearbeitet wurde. Aber auch das Scheckpapier, das auf automatischen Beleglesemaschinen mit hoher Geschwindigkeit maschinell gelesen werden soll, hat eine lange Entwicklung hinter sich.

Noch Forschung nötig

Der Computer druckt Endlosformularpapier, die Drucker und Kopierer Papiere für Xerox, Laserprinter, Inkjet oder Thermodruck. Ein hoher Grad von Spezialisierung hat hier die Sicherheit und Dauerhaftigkeit der Informationen verbessert. Beim normalen Fotopapier, aber auch beim färbigen Inkjet- oder Laserdruckpapier ist zum Teil die Alterungsbeständigkeit noch Gegenstand der Forschung und Entwicklung.

Beim Arzt sehen wir die Bedeutung der diversen Registrierpapiere: zum Beispiel für Elektrokardiogramme, Computertomographen- und Kernspinntomographenausdrucke. Aber auch jeder LKW-Fahrer benutzt sein Fahrtenschreiber-Registrierpapier.

Räume, in denen gesellschaftliche Veranstaltungen stattfinden, sind oft mit färbigem, in der Masse gefärbtem Papier geschmückt. Dieses auch für Faschingsschlangen eingesetzte Papier muss unbrennbar sein.

Dass das Zigarettenpapier eine hochwertige Spezialität ist, weiß jeder Raucher. Hier muss das Abbrennverhalten gesteuert werden. Der Zigarettenfilter und das laserperforierte Mundstückpapier zum gesteuerten Falschlufteinzug sind High-Tech Beiträge für die "gesunde" Zigarette.

Oft leben wir in Räumen, die mit Tapeten an der Wand gestaltet sind. Das Tapetenrohpapier muß besondere Eigenschaften besitzen, damit man es möglichst faltenfrei an die Wand bekommt - und lichtecht sollte es ebenfalls sein.

Wenn wir Rechnungen bekommen haben wir meistens eine aus dem Computer ausgeworfene Quittung, fast immer auf Thermoregistrierpapier. Die wenigsten Verbraucher wissen, dass die Alterungsbeständigkeit dieser Thermodrucke dann beschränkt ist, wenn man einfaches und daher billiges Thermodruckpapier benutzt. Wir raten, solche Quittungen baldigst auf Normalpapier umzukopieren, da diese Belege meist die von Steuerbehörden vorgeschriebene Verwahrfrist nicht erreichen. Kopien auf Zinkoxidpapiere, die in den sechziger Jahren aufkamen, sind wieder vom Markt verschwunden, nicht dagegen die Spezialpapiere für das Durchschreiben zur Erstellung meist handgeschriebener Quittungen mit einer oder mehrfachen Kopien.

Die verschiedenen Filterpapiere sind der Gruppe der technischen Papiere zuzuordnen. Im Auto finden wir Öl- und Luftfilter, in Küche und Büro ist der Kaffeefilter ein nützliches Produkt der Papierindustrie.

Die Beschriftung auf technischen Geräten aller Art wird mittels Abziehbildern hergestellt, das direkte Bedrucken von Glas, Porzellan oder Email wird mittels keramischen Abziehbildern realisiert. Funktionspapiere gibt es schon lange, wie das Silberseidenpapier, das keine negativen Wirkungen auf das zu schützende Silber ausübt.

Inzwischen gibt es auch Korrosionsschutzpapiere für Eisen und Stahl die besonders beim Überseetransport und bei der Lagerung von Rüstungsgütern eine Rolle spielen. Die fett- und aromadichten, auch gewachsten Papiere bringen unsere Gedanken zur Verpackung allgemein. Rund die Hälfte der Papier- und Pappeerzeugung werden zum Schutz von Gütern aller Art benötigt. Vom Eierkarton, den man bekanntlich kompostieren kann, über den Gärtnerkrepp, mit dem er seinen Blumentopf einwickelt, bis zum Schuhschachtelkarton lässt sich eine papierlose Welt nicht vorstellen. Das heutige Versorgungssystem durch Supermärkte ist ohne Papierverpackung undenkbar.

... läuft eigentlich nichts

Ob Spielkartenkarton der eine schwarze Zwischenschicht haben muss, bis zum Lotto- oder Totoschein, vom fälschungssicheren Flugschein bis zum Butterwickelpapier: ohne Papier läuft eigentlich nichts, diese Aufzählung der verschiedenster Sorten ließe sich beliebig fortsetzten.

Mit Verbesserungsmöglichkeiten sowohl in qualitativer Hinsicht wie auch im Hinblick auf die Verringerung von Umweltbelastungen bei der Herstellung verschiedenster Papiere beschäftigt sich ein Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik.

Heute werden in Österreich knapp 50 Prozent der zu Herstellung verschiedenster Papiere benötigten Fasern durch die Aufbereitung von Altpapier abgedeckt, bei dem man allerdings keine Kontrolle hat, was man genau in die Fabrik bekommt. Ohne die Frischfasern wie Holzschliff und Zellstoff können bestimmte Qualitäten nicht erzeugt werden und der Recyclingkreislauf kann nicht aufrecht erhalten werden. Die früher im Mittelalter bis zum Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzten Leinen- und Baumwollfasern sind bei den höchstwertigen Spezialitäten wie etwa den Euroscheinen immer noch nicht verschwunden.

Die Autoren sind Professoren am Institut für Papier-, Zellstoff- und Fasertechnik an der Technischen Universität Graz.

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