Fleisch - © Foto: iStock/Lisovskaya

Essen & Klima: Darf es ein bisschen Fleisch sein?

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Ernährungsforscher Malte Rubach fragt in seinem neuen Buch, wie wir mit unseren Essgewohnheiten das Klima schützen können.

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Ernährungsforscher Malte Rubach fragt in seinem neuen Buch, wie wir mit unseren Essgewohnheiten das Klima schützen können.

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Auf was sollen wir verzichten? Auf was wollen wir verzichten – und auf was können wir nicht verzichten? Ein Buch, das mit solchen Fragen beginnt, passt zweifellos gut in die Fastenzeit. Noch dazu, wo es Malte Rubasch in „Die Ökobilanz auf dem Teller“ weniger um die modernen Ausweitungen des Fastenbegriffs geht (Autofasten, digitales Fasten etc.), sondern um dessen fundamentales Kernthema: das Essen, das wichtigste Grundbedürfnis des Menschen.

Die Beziehung zur Nahrung erhält vor dem Hintergrund der Coronakrise und den Prognosen zum Klimawandel, an der Schwelle zum „Erdzeitalter des Menschen“ (Anthropozän), generell neue Bedeutung. Mit ihrem monumentalen Werk „Wovon wir leben“ (2020) hat die französische Philosophin Corine Pelluchon bereits vor Augen geführt, worauf diese Entwicklung hinausläuft, wenn man sie konsequent zu Ende denkt: auf einen neuen Gesellschaftsvertrag, der andere Lebewesen und die Ökologie miteinschließt – und eine vegetarische Lebensweise impliziert. Pelluchons Werk ist radikal, auch weil es zur Wurzel des Problems vordringt: der menschlichen Beziehung zu den Tieren und zur Umwelt.

Fleischersatz durch Pilze & Co

Im Vergleich dazu geht es Malte Rubach bodenständiger – und oberflächlicher – an. Der deutsche ­Ernährungswissenschafter widmet sich der kontrovers diskutierten Frage, wie wir mit unseren Essgewohnheiten das Klima schützen können. Und setzt dabei vor allem auf Fakten und nüchterne Kalkulation. So rechnet er zum Beispiel vor, wie groß die CO₂-Last eines Rindersteaks oder einer Portion Spaghetti Bolognese ist – und wie sich diese Klima­belastung im Vergleich zu anderen Aktivitäten wie Autofahrten oder Online-Streaming quantitativ gestaltet.

Doch auch Rubach beschreibt einen großen historischen Wandel: jene Entwicklungen, die von der Erfindung der Landwirtschaft über die Industrialisierung bis hin zur krisenhaften Gegenwart geführt haben. Und er wirft den Blick auf eine mögliche Wende, die durch den zunehmenden Einsatz von Fleischalternativen geprägt sein könnte. Dazu zählen Laborprodukte („In-vitro-Fleisch“) ebenso wie der mehr oder weniger schmackhafte Fleischersatz durch Getreide, Pilze, Hefen, Bakterien oder Algen. Mit seinem pragmatischen Zugang versucht der Autor Ernährungsregeln „mit erhobenem Zeigefinger“ ebenso zu vermeiden wie „Klimapopulismus“, der genauso destruktiv sei „wie Populismus-Sprech in allen anderen Lebensbereichen“. Der absolute Verzicht auf tierische Lebensmittel sei jedenfalls nicht die Lösung, so das Resümee. Seine Empfehlung: mehr Gemüse und Hülsenfrüchte, mehr regionale, saisonale und vor allem ökologische Lebensmittel. Und: mehr selbst kochen, mehr genießen, dafür weniger essen – Verzicht also, der leicht verkraftbar erscheint.

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