Essen als Selbstinszenierung: "Ein Stellvertreter-Genuss"
Wie Essen und Trinken unsere Selbstinszenierung und unsere moralischen Ansprüche ins Wanken bringen kann, erklärt der deutsche Ernährungssoziologe Daniel Kofahl.
Wie Essen und Trinken unsere Selbstinszenierung und unsere moralischen Ansprüche ins Wanken bringen kann, erklärt der deutsche Ernährungssoziologe Daniel Kofahl.
Du bist, was du isst? Was drücken wir mit Lebensmitteln über uns selbst aus? Darüber spricht der Ernährungssoziologe Daniel Kofahl, der an der Uni Trier lehrt, mit der FURCHE.
DIE FURCHE: Vegetarier, Veganer oder Bio-Freaks sprechen gerne über ihre Ernährungsweise. Warum ist das derzeit so ein Thema?
Daniel Kofahl: Dass wir uns Gedanken machen, was und wie man isst, ist natürlich und wichtig, um Entscheidungen treffen zu können. Es gibt ein Überflussangebot an Lebensmitteln, Ernährungsstilen und Diätpraktiken. Dass man darüber einen Diskurs führt, finde ich in einer Gesellschaft, die nicht mit Hunger konfrontiert ist, völlig sinnstiftend.
DIE FURCHE: Essen ist heute etwas sehr Ideologisches.
Kofahl: Essen ist immer politisch gewesen. Seit biblischen Zeiten werden über Essen Statusdifferenzen ausgedrückt, Machtpositionen markiert. Die Aristokratie hatte weißes Brot, Fleisch, Kakao, luxuriöse Gewürze. Heute geht es vor allem um die Nahrungsmittelproduktion. Den moralischen Anspruch gibt es - aber nicht jeder hat das Geld für Bio-Essen.
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