EuropäischEr Diskursraum

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Vor zwei Wochen kritisierte Islamwissenschafter Bert Fragner in der FURCHE rund ums Islamgesetz geäußerte Forderungen nach einer "verbindlichen" deutschen Koran-Übersetzung: Man könne den Koran nicht für die Interessen einer Behörde, die den Islam hierzulande kontrollieren wolle, aufbereiten, so der Duktus der Argumentation.

Der Artikel rief Widerspruch auf den Plan (tw. nachzulesen auf den Leserbriefseiten seither): Zurzeit haben es rationale und mit Fakten unterlegte Diskussionsbeiträge schwer, wenn sie nicht einer grundsätzlichen islamkritischen Stoßrichtung anhängen.

Eigentlich sollte es ja selbstverständlich sein, dass sich der Koran in seiner ganzen religiösen, aber auch literarischen Fülle nur im Arabischen erschließt. Wenn dazu etwa gefordert wird, die Islamgelehrten sollten sich "endlich" mit textkritischen Methoden auseinandersetzen, dann klingt das hanebüchen: Gerade Textkritik ist nur bei entsprechender Kenntnis der Sprache des Textes möglich (jeder Bibelwissenschafter muss ein intimer Kenner des Hebräischen bzw. des Griechischen sein ...).

Die islamische (Gelehrten-)Welt redet, angefangen vom Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, einer kontextuellen Koran-Hermeneutik immer offener das Wort. Probleme machen hingegen vor allem politische Fragen: Die islamische Welt wird fast ausschließlich von autoritären bis totalitären Regimes beherrscht. Diese Machthaber haben schon aus Gründen der Systemerhaltung wenig Interesse daran, einen freien Diskurs über die Religion zuzulassen.

Von daher ist es unabdingbar, dass sich ein innerislamischer sowie ein interreligiöser Dialog im europäischen Diskursraum entwickelt. Auch dazu gibt es Ansätze. Die benötigen aber Zeit: Im deutschen Sprachraum etwa gibt es wenige Universitäts-Lehrstühle für islamische Theologie.

Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass sich die schreckliche islamischreligiös legitimierte Gewalt gerade gegen Muslime selber richtet: Von den Kämpfen im Jemen bis zum Wüten des Islamischen Staates massakrieren Muslime andere Muslime als Glaubensabtrünnige. Genau das zeigt die Notwendigkeit der innerislamischen Auseinandersetzung brutal auf.

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