Mit diesen Worten wollte Präsident Bush eine Weltreligion vor pauschaler Verurteilung schützen. Papst Johannes Paul II. zollte mehrmals seinen Respekt vor dem authentischen Islam. Für Mohammed Sayed Tantawi, den Großscheich der islamischen Forschungsstätte Al-Azhar in Kairo, ist der Terrorakt mit dem Islam unvereinbar. Was in New York und Washington geschah ist eine Herausforderung, den Islam neu kennen zu lernen.
Was wissen die meisten hierzulande vom Islam? Sie assoziieren Türkenbelagerung und den Abwehrkampf christlicher Heere. Sie fürchten, die Ausbreitung des Islam werde seine religiösen Gesetze (Scharia) auch anderen aufzwingen und Gewalttaten könnten als "Heiliger Krieg" (Dschihad) gerechtfertigt werden; und sie beklagen (zu Recht), dass Christen in manchen islamisch dominierten Ländern keine Freiheit haben. "Das ist nicht der Islam", sagen heute Rechtsgelehrte und Theologen und wir glauben ihnen.
Die Terrorakte vom 11. September zeigen, wozu Menschen aus blindem Hass fähig sind. Die Täter gehören bestraft, die Hintergründe für solchen Hass sollten erforscht werden. Aber selbst aus Bösem kann Gutes kommen. Muslime in der ganzen Welt stellen nun selbst ihre Religion differenziert dar und distanzieren sich von Terror und Fanatismus, denn: "Das ist nicht der Islam". Eine neue Chance für das interreligiöse Gespräch tut sich auf. Es soll helfen, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, aber sich auch zu bestärken, dass Religion künftig nie mehr - wie leider auch in der Geschichte der Christen - Kriege rechtfertigt und im Namen Gottes anderen nie Leid zugefügt werden darf. Fundamentalistische Schriftauslegung - in Bibel und Koran - kann verheerende Folgen haben. Und erschreckend klar wurde, wohin es führt, wenn Religion zum Instrument politischer Macht missbraucht wird.
Jetzt aber sollte der Glaube an den Allbarmherzigen Gott Juden, Christen und Muslime die gemeinsame Verantwortung für die Gestaltung einer besseren Welt bewusst machen.
Der Autor, Weihbischof in Wien, ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für das Referat "Weltreligionen" zuständig.
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