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Das Thema ist die Wirklichkeit

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Das vorliegende Werk ist aus derr Nachlaß des 1960 verstorbenen Münchner Ordinarius für Christliche Soziallehre, das heißt, aus handschriftlichen Vorlesungsaufzeichnungen, in die Form eines stattlicher und beachtenswerten Buches transformiert worden. Herausgeber sind Trude Herweg (die auch das Vorwort geschrieben hat) und Karl H. Gren-ner. Der Tatbestand, daß die Grundlage des Buches kein perfektes Buchmanuskript, sondern eine Redeunterlage für . Vorlesungen gewesen ist, muß vorweg festgehalten werden, Nicht als Entschuldigung für irgendwelche Mängel, sondern um manche Wiederholungen im Werk verständlich zu machen, ebenso Formulierungen, die eher Redetexten als für Publikation bestimmten Unterlagen entsprechen. Beides ist aber keineswegs ein Mangel.

Das Werk weist das Bemühen des Verfassers aus, die Methoden der Soziologie, also einer Wirklichkeitswissenschaft, mit jenen der theologischen Darstellung zum Gegenstand der sozial relevanten Teile der Offenbarung zu koordinieren. Dadurch kommt es zum Experiment einer theologischen Grundlegung der christlichen (katholischen) Soziallehre. Soweit historische Tatbestände angeführt werden, dienen sie nur einer exemplarischen, wirklich-keitsadaptierten Darstellung und binden keineswees die Aussaeen des

Autors, aem aaran gelegen ist, uoer eine Sozialtheologie die Soziallehre der Kirche mit einer zeitlos gültigen normativen Basis auszustatten, wobei stets die Ehrfurcht vor der Realität der Dinge gewahrt wird, ebenso eine optimale Distanz zu ihnen.

Im besonderen prüft der Verfasser das Verhältnis von (katholischem) Christentum und sozialem Leben, mit dem auch die moderne Religionssoziologie befaßt ist, die in einem wachsenden Umfang nicht ein Instrument des skeptischen Atheismus sein will (wie ehedem), sondern (lediglich) die auch profanen Bestimmungsgründen des Religiösen transparent zu machen versucht.

Wie sehr dem Verfasser der Gegenstand seines Buches (besser: seiner Vorlesung) ein pädagogisches Anliegen ist, zeigt die Art der Formulierung, die ständigen (nur dem Pädagogen verständlichen) Wiederholungen und die Zusammenfassung am Ende eines jeden Kapitels. Insoweit hat das Buch den Charakter eines Lehrbuches.

Die Literatur über die christliche und im besonderen über die katholische Soziallehre ist nicht nur außerordentlich umfangreich, sondern auch bereits wieder unübersichtlich geworden, wozu noch kommt, daß nicht wenige Autoren die SozWlehre der Kirche als ein Instrument von Aktionen sehr weltlicher Gebilde (und Anliegen) betrachten und mißbrauchen, vor allem dann, wenn sie von Interessentenverbänden dafür honoriert werden. Die Art, wie manche Verfasser sozialreformeriseh gerichteter Werke ihre Katholizität und auf diese Weise ihre Legitimation, „gültige“ Aussagen zur christlichen Soziallehre zu machen, betonen, ist oft peinlich. Woran es bei der literarischen Darstellung der christlichen Soziallehre fehlt, ist daher die Grundlegung, der systematische Ausweis des zu allen Zeiten und in allen Situationen Gültigen (des „Sollens“), das in den jeweiligen und einmaligen historischen regionalen Situationen (= dem „Sein“) zu diesen in Beziehung zu setzen ist.

Das Wesentliche des Buches von Monzel ist nun diese Grundlegung, die einer Begründung jeweiliger sozialtheologisch bis sozdialprakti-seber Reflexionen dienen soll. Zu diesem Zweck bedient sich Monzel des Instrumentes der Idealtypen (als Form pädagogischer Reduktion), gibt vorbereitend eine Einteilung „möglicher Einstellungen“ von Religions-gemefaschaften zur Gestaltung des irdischen Soziallebens und katalogisiert hierauf die Stellungnahme der Kirche zu eben diesen Soziallehren. Hierauf bietet Monzel einen Katalog der Begriffe und Quellen der katholischen Soziallehre sowie der Formen und Motive der kirchlichen Soziallehre, um sich sodann im dritten Abschnitt als Soziologe und Theologe mit dem sozialen Sein und dem Sollen zu beschäftigen. Die beiden letzten Abschnitte haben die Themen „Einzelmensch und Sozietät“ sowie „Gemeinschaft und Gesellschaft“ zum Gegenstand.

Ein nicht leicht zu lesendes Buch, das aber allen, welche sich mit der sozialen Frage unter den Aspekten der katholischen Soziallehre befassen, eine Grundlage und Rechtfertigung aus den Quellen zu bieten vermag.

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