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Nach 50-jährigem Bestehen des Verbandes katholischer Publizisten ist mancher Glanz verblasst - heute rücken neue Ziele in den Mittelpunkt.

Die glorreichen Zeiten des Journalismus sind vorbei", sagt Gabriele Neuwirth, die Vorsitzende des Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs. Zum 50-jährigen Jubiläum des Verbandes scheint es da nur natürlich, in erster Linie zurückzuschauen. Und so überwiegen in der Festschrift, die den Titel Rückblick - Iststand - Perspektiven trägt, die Rückblicke in die verdienstvolle Vergangenheit.

Für Hubert Feichtlbauer, selbst Verbandsvorsitzender in den Jahren 1979 bis 1990, hing die Hochblüte der Verbandsaktivitäten mit dem "mutigen Hinausschreiten in die andere, große Welt" zusammen. Weltkongresse, Engagement im kommunistischen Osten, Austausch über nationale Grenzen hinweg bestimmten damals das Selbstverständnis. "Durch das Wegbrechen der katholischen Verlage, die diese Aktivitäten förderten, ist der Glanz der großen, internationalen Veranstaltungen von einst natürlich etwas verblasst", erzählt der ehemalige Furche-Chefredakteur.

Unabhängig von der Kirche

Für das Ziel, sich mit christlichen Journalisten - beispielsweise in Afrika - zu solidarisieren und wie damals in den Ländern hinter dem eisernen Vorhang Druckerpressen zu finanzieren und Kontakte zu ermöglichen, ist heute schlicht kein Geld da. Was bleibt, ist das Engagement hier in Österreich. Fungierte der Verbandsvorstand zwischen 1985 und 1996 noch als "Pressekommission der Österreichischen Bischofskonferenz", so ist er heute von der offiziellen Kirche und ihrem Verbandswesen unabhängig. "Die Bischöfe haben einfach nie davon Gebrauch gemacht", sind sich Neuwirth und Feichtlbauer einig. Und die erste weibliche Vorsitzende fügt hinzu: "Wir sind, wie es sich für Journalisten gehört, völlig unabhängig."

Es stellt sich die Frage, wozu ein solcher Verband heute überhaupt noch gut sein kann. "Gerade bei einem explizit katholischen Verein geht es auch um den Glauben", betont Hans Winkler, stellvertretender Chefredakteur der Kleinen Zeitung, der den Verbandsvorsitz von 1996 bis 2002 innehatte. "Sowohl in der Berufsexistenz als auch in der Glaubensexistenz gibt es das Bedürfnis, sich seiner Identität in einer Gemeinschaft zu versichern." Auch wenn viele Mitglieder sich wenig am Verbandsgeschehen beteiligen, glaubt Winkler, dass der Tiefpunkt der Vereinswesens insgesamt bereits überwunden sei. "Da ist der Wunsch, sich zu artikulieren, gerade auch stellvertretend für die weniger aktiven Mitglieder."

Ein solches weniger aktives Mitglied, ist Michael Fleischhacker. "Ich bin kein Vereinsmensch und sehe für mich persönlich auch keinen direkt erkennbaren Nutzen darin", erklärt der Presse-Chefredakteur. "Meine Mitgliedschaft hat mit herkunftsmäßiger Verbundenheit zu tun. Ich bekunde meine Sympathie und meine Unterstützung, indem ich Mitgliedsbeitrag bezahle und bin froh über alle, die sich engagieren."

Dass es heute nicht mehr jedem der 250 Mitglieder um Engagement für bestimmte Zwecke, sondern durchaus um persönlichen Nutzen gehen kann, ist ein erklärtes Ziel des Vereinsvorstands. "Journalisten brauchen heute unbedingt ein Netzwerk", ist Neuwirth überzeugt. Mit Newsletter und monatlichen Treffen können Jobangebote ausgetauscht und (nicht nur) ethische Fragen des journalistischen Alltags besprochen werden.

Plattform für Nachwuchs

"Ich wollte von Anfang an zum Verband", erzählt ORF-Report-Journalistin Eva Maria Kaiser, die mit 28 Jahren beitrat und nun im Vorstand sitzt. "Gerade für junge Journalisten ist es eine gute Plattform." Mehr als 20 Neueintritte seit Jänner 2007 bestätigen, dass das Bild von den weißhaarigen Herren, die die guten alten Zeiten beschwören, nicht zutrifft. "Schon der Name wirkt etwas altväterisch, aber das täuscht", erklärt Kaiser.

Dass die Festschrift vorrangig dem Festschreiben historischer Entwicklungen diente, ist laut Neuwirth kein Zeichen, dass es an Perspektiven mangelt. "Gerade jetzt ist es wichtig, Journalisten, die ständig in Berührung mit ethischen Fragen kommen, Rückendeckung zu geben. Damit sie sich am Abend noch ohne Scham in den Spiegel schauen können."

FESTPROGRAMM

Donnerstag, 12. April

• Stephansdom, 18 Uhr: Gottesdienst mit Medienbischof Egon Kapellari

• Erzbischöfliches Palais, Arkaden, Wollzeile 2, 19 Uhr: Kulinarische und musikalische Höhepunkte der 50er Jahre

• Erzbischöflichen Palais, Festsaal, ab 20 Uhr: Kulinarisches und Musikalisches von den 60er Jahren bis heute, Präsentation der Festschrift

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