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Digital In Arbeit

Der junge Arbeiter und Gott

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Bei Forschungen über Themen, die mit der Religion verbunden sind, erscheint es zweckmäßig, ihre genaue Zielsetzung anzugeben, damit auch die Ergebnisse in den Grenzen verständen werden, in denen sie Geltung haben. Unsere Untersuchung erfaßt nicht die Gläubigkeit, „Christlichkeit“ oder religiöse Einstellung, wenn auch aus spezifischen Verhaltensweisen, zum Beispiel der Teilnahme an jenen Übungen, die eine Religionsgemeinschaft ihren Gläubigen nahelegt, gewisse Schlüsse auf solche Einstellungen möglich erscheinen. Wir untersuchen die religiöse Praxis, und als Teilgegenstand unserer Studie ordnen wir auch sie in das Gesamtziel ein, nämlich in die Erforschung wichtigster Sozialbeziehungen der Jugendlichen, ihrer Lebensgewohnheiten in der Freizeit und ihrer Vorbilder, über die freilich erst in einer späteren Publikation berichtet werden wird.

Unsere Hypothese geht daraufhin, daß solche Zusammenhänge sehr wohl bestehen; und wir werden im folgenden zeigen müssen, wie weit sie sich aus dem von uns gewonnenen Material bestätigen lassen und wie weit nicht, wie eng Zusammenhänge sind, zum Beispiel zwischen objektiv faßbarer religiöser Praxis und objektiv faßbarem Freizeitverhalten, wie etwa den Häufigkeiten des Besuches des Gottesdienstes und des Empfangs der Sakramente einerseits und den Häufigkeiten von Kinobesuch, Tanzen, Kaffeehausbesuch und so weiter anderseits.

Man muß sich auch in diesen Fragen hüten, das Ziel der soziologischen Arbeit nur darin zu sehen,Ursachen zu bestimmen, ob zum Beispiel die hohe religiöse Praxis den Kinobesuch drückt oder der intensive Kinobesuch die religiöse Praxis verdünnt; im Bereich der mit Werten eng verbundenen Einstellung kann man sich auch mit der Auffindung von Zusammenhängen begnügen.

Wenden wir uns zunächst dem Gottesdienstbesuch der katholischen Jugendlichen zu. Unsere Frage lautete: „Gehen Sie am Sonntag zur Kirche?“ und gab folgende Antwortkategorien vor: „regelmäßig — gelegentlich — zu den hohen Feiertagen — fast nie“.

Die größte Gruppe (40 Prozent) bilden jene Burschen, die regelmäßig vom Gottesdienst fern bleiben, es sind dies unter fünf Burschen zwei. Nur einer unter fünfen (22 Prozent) geht sonntags regelmäßig zur Kirche und weitere zwei nur gelegentlich beziehungsweise zu bestimmten Anlässen. Die Gruppe derer, die sich der Mühe des regelmäßigen Besuches nicht unterziehen, sondern nur „gelegentlich“ gehen, umfaßt 25 Prozent aller untersuchten Jugendlichen1. Man kann sie und die zwölf Prozent derer, die „zu den heiligen Zeiten“ das Gotteshaus aufsuchen, unter die „Abbröckelnden“ rechnen, die nach Ergebnissen bisheriger religionssoziologischer Untersuchungen in Österreich mit Beginn des dritten Lebensjahrzehnts in die Gruppe jener hinüberwechseln, die entweder nur zu den hohen Feiertagen oder überhaupt nicht zur Kirche gehen.

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