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Ford-Reagan-Ticket ?

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Während sich Jimmy Carter — De-facto-Präsidentschafts-kandidat der Demokraten — mit Muße und Schläue auf den Hauptwahlkampf im November vorbereitet, geht das Ringen um die Nominierung des republikanischen Kandidaten zwischen Präsident Ford und Exgouverneur Reagan erbittert in die Endrunde. Da die Entscheidung auf dem Parteikonvent erst im August fällt, ist noch genügend Zeit übrig, um die kleinere und an Mitgliedern ärmere republikanische Partei in feindliche Lager zu spalten, was ihre Chancen für den November nur noch mehr herabsetzt. Schon heute hat der Kampf um die republikanische Nominierung vieles an Aktualität verloren, weil die auf Meinungsumfragen beruhenden Prognosen weder Ford noch Reagan Chancen gegen Carter einräumen. Die Stimmung kann man daher etwa mit der Frage wiedergeben: „Warum sich überhaupt noch mit Verlierern befassen?“

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Während sich Jimmy Carter — De-facto-Präsidentschafts-kandidat der Demokraten — mit Muße und Schläue auf den Hauptwahlkampf im November vorbereitet, geht das Ringen um die Nominierung des republikanischen Kandidaten zwischen Präsident Ford und Exgouverneur Reagan erbittert in die Endrunde. Da die Entscheidung auf dem Parteikonvent erst im August fällt, ist noch genügend Zeit übrig, um die kleinere und an Mitgliedern ärmere republikanische Partei in feindliche Lager zu spalten, was ihre Chancen für den November nur noch mehr herabsetzt. Schon heute hat der Kampf um die republikanische Nominierung vieles an Aktualität verloren, weil die auf Meinungsumfragen beruhenden Prognosen weder Ford noch Reagan Chancen gegen Carter einräumen. Die Stimmung kann man daher etwa mit der Frage wiedergeben: „Warum sich überhaupt noch mit Verlierern befassen?“

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Wenn idde Papierform halt, wenden sowohl Reagan als auch Ford um etwa 30 bis 40 Stimmen unter der erforderlichen Majorität auf dem Parteiikongreß in Kansas City liegen. Man darf jedoch annehmen, daß hinter den Kulissen ein zähes Ringen uim die noch nicht abgegebenen Stimmen stattfinden wird und auch um jene nicht fest Verpflichteten, die zwar einer Seite zugesagt haben, •innerlich aber noch schwanken. Ein amtierender Präsident, der noch eine gewisse Macht in Händen hat, besitzt bessere Möglichkeiten, sich durchzusetzen (wie er ja auch den Vorteil hat, durch seine GesenäSts-fühnung „news“ zu machen). Darum erwartet man auch, trotz des ganz knappen Vorsprungs vor Reagan, die klare Nonrinlerumg des Präsidenten in “Kansas City.

Gewissermaßen als Einleitung zu einer inneren Verschiebung zugunsten Fonds hat inzwischen auch der

Grand Old Man der Republikaner, Senator Barry Goldwater, zur Unterstützung Fonds aufgerufen. Obgleich er als Präsidentschaftskandidat von Präsident Johnson 1064

vernichtend geschlagen wurde, wiegt des konservativen Senators Goldwater Wort schwer und dürfte Fords Kandidatur um ein gutes Stück weiterbringen»

Nicht daß GoMwater an Reagan etwas ideologisch oder programmatisch auszusetzen hätte. Beide sind sie F^Tkonservaitive, Reagan hat sich überdies im Wahlkampf 'von 1964 eifrig für GoMwater eingesetzt, zu einem Zeitpunkt also, da die Stimme eines Gouverneurs von Kalifornien einiges Gewicht hatte. Laut GoMwater geht es aber um die Wählbarkeit des Kandidaten, und da räumt Goldwater Ford die besseren Chancen ein. Ford gilt als ein Mann der Mitte, der mit Carter um die Stimmen im Zentrum des politischen Spektrums ringen kann, Reagan dagegen hat sich selbst am rechten Flügel etabliert. Durch seine pausenlosen Angriffe gegen die amerika-

nische Detentepolitik würde er von Carter als kalter Krieger und als ein dem sozialen Fortschritt abholder Reaktionär abgekanzelt werden. Carter würde gegen Reagan wohl überwältigend siegen. Auch Ford werden zur Zeit wenig Chancen gegen Carter eingeräumt. Aber er herrscht noch über den Apparat der Administration, er kann versuchen, durch die Wahl eines liberaleren Politikers zum Vizepräsidentschaftskandidaten seinen politischen Standort etwas zu verschieben und ist jedenfalls persönlich beliebt.

Für Reagan spricht sein brillanter Wahlkampfstil. Er ist ein ausgezeichneter Redner und ein Politiker, der durch die herrschende Aversion gegen alles, was Washington betrifft, keinen Schaden erlitten hat Er könnte Washington ebenso angreifen wie Carter; trotz seiner langjährigen politischen Tätigkeit als Gouverneur Kaliforniens, des volksreichsten Staates der USA, gilt er als ein unbeschriebenes Blatt. Das darf alles nicht übersehen werden, will man die Motivierung des Reagan-Lagers verstehen.

Was die Regionalaussichten der

beiden Republikaner betrifft, könnte Ford gegen den Südländer Carter in den volksreichen Staaten des Nordostens besser abschneiden, Reagan dagegen im heimischen Kalifornien.

Die Lager innerhalb der republikanischen Partei sind daher tief gespalten, der Abstand vergrößert sich. Diese Entwicklung kam erst kürzlich deutlich zum Ausdruck, als bei einer Befragung 30 Prozent der Reagan-Wähler erklärten, sie würden dm November Carter unterstützen, wenn Ford nominiert wird, während etwa der gleiche Prozentsatz an Ford-Anhängern zu Carter überlaufen würde, wenn Reagan als Kandidat nominiert wird. Carter ist eben auch für Republikaner wählbar.

Man spricht daher immer öfter von einem Ford-Reagan-Ticket im November, das zumindest die Gegensätze im eigenen Parteienbereich schließen könnte. Auf die Frage, wie Ford mit Reagan als Vizepräsidentschaftstoandidat im November jedoch die liberaleren Wählersohichten ansprechen soll, hat noch niemand antworten können.

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