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In memoriam

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Im Wiener Künstlerhaus präsentiert die Rothmans Foundation 22 zum Teil große Tapisserien des französischen Malers Jean Luręat und damit zum ersten Male in Österreich einen umfassenden Überblick über das Werk eines Künstlers, der wie kein anderer Wesentlichstes zur Neubelebung der Gobelinkunst in unserem Jahrhundert beigetragen hat. Luręat, 1892 in Bruyėres in den Vogesen geboren, gab das Medizinstudium für die Malerei auf, studierte bei Victor Prouvet und kam dann in Paris unter den oberflächlichen Einfluß des Kubismus, der weniger als später der Surrealismus für ihn bestimmend wurde. Seine ersten Wandbehänge stammen aus der Zeit des ersten Weltkrieges, nach dem er auch für die Bühne als Dekorateur tätig war. Ab 1937 entstand eine enge Zusammenarbeit mit der Gobelinmanufaktur von Aubusson,

und Luręat „entdeckte“ die großen Werke französischer mittelalterlicher Gobelinkunst, wie die „Apokalypse“ von Angers und „Die Dame mit dem Einhorn“, die für seine technische und künstlerische Entwicklung bestimmend wurden. Er schuf eine emblematische, symbolische und poetische Formensprache, die ebenso mittelalterliches wie zeitgenössisches Formgut aufnařim, und damit eine Synthese, die auf der Tradition beruhte und neue Möglichkeiten erschloß und aufzeigte. Nadi 1947 fanden seine Arbeiten, darunter die Hauptwerke der „Apokalypse“ für Assy-Passy und die Serie „Le Chant du Monde“ weltweite Anerkennung und bewirkten eine internationale Erneuerung der Gobelinkunst. Er starb 1966 in St-Paul-de- Vance. Die Ausstellung, die Arbeiten von 1941 bis 1965 umfaßt, zeigt den farbig großen und festlich poetischen Spielraum seiner manieristischen Welt der flammenden Hähne und Gestirne, dea symbolistischen, sich meist aus Pflanzenformen konstituierenden Bestiariums Luręats, die klar in sich modulierten Farben und die immer mehr in der Komposition bevorzugte Steigerung von raffinierten Formkontrasten, den treffsicheren Geschmack eines großen Meisters dekorativer Kunst.

In der „Galerie Seilerstätte“ findet eine Ausstellung von Bildern und Graphiken des 1963 verstorbenen Malers Franz Zülow statt, der, 1883 geboren, nach der Jahrhundertwende zum Klimt-Kreis der Secession gehörte. Veranlagung und ausgedehnte Studienreisen entfernten ihn bald aus dessen Bann, und Zülow entwickelte eine sehr persönliche Form der Malerei, deren Einflüsse, wie die Bilder deutlich zeigen, eher in Frankreich, etwa bei Gromaire („Kirche mit Kuh und Ziege“), Utrillo („Kleinstadt“) und Vlaminck („Auerbach“) zu suchen sind. Aus ihnen und aus einem tiefen Verhältnis zur bäuerlichen Malerei der Volkskunst schuf Zülow Bilder und Graphiken, die auf spontane Naivität zielten und die österreichische oder die paradiesische Idylle suchten.

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