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Koalition mit Ablaufdatum
War der Drei-Länder-Wahlsonntag nun eine Testwahl für die Nationalratswahl im Oktober, oder war er es nicht? Die Antwort auf diese Frage geben die Ereignisse der letzten Tage: Die geschlagenen Landespolitiker der SPÖ geben sich bei Parteichef Franz Vranitzky die Klinke in die Hand und ein mehrstündiges Bundes-Parteipräsidium der SPÖ führte zu derartig „konkreten“ Ergebnissen, daß im Anschluß daran sozialdemokratische Spitzenrepräsentanten glaubhaft versicherten, sie könnten rein gar nichts zum Sitzungsverlauf sagen, weil eben noch alles offen sei.
Gefordert ist nun in erster Linie die Management-Qualität von SPÖ-Chef Vranitzky: Ein fortgesetztes „laissez-faire“ könnte fatale Folgen für sein Image haben. Wer in den kommenden Jahren entscheidender Herausforderungen für Stabilität in der Regierung sorgen will, muß dies auch in den eigenen Reihen beweisen. Die erste Personalrochade in der SPÖ deutet freilich nicht darauf hin: der Wechsel des – in entscheidenden Reformfragen wie der Spitalsfinanzierung gescheiterten – Gesundheitsministers Michael Ausserwinkler nach Kärnten ist eher eine Verlegenheitslösung als eine Radikalkur für die desolate Kärntner SPÖ.
Aber auch für die ÖVP hat sich die Ausgangslage nur unwesentlich verbessert: zwar ist sie nun im psychologischen Vorteil, daß erstmals seit Jahren nicht sie, sondern der Koalitionspartner der Hauptverlierer ist. Die strategische Ausgangslage bleibt aber unverändert: als „Nummer zwei“ in der Regierung ist es so gut wie ausgeschlossen, die SPÖ von der Spitze zu verdrängen. Das bedeutet aber auch, daß mit einer Fortsetzung der Großen Koalition nach der Oktober-Wahl bereits wieder die Weichen für die folgenden Wahlen gestellt werden. Im Klartext: geht die ÖVP im Oktober wiederum als Juniorpartner in die Koalition, wird sie auch 1998 die SPÖ nicht überrunden können.
So gesehen gerät die Koalition immer mehr unter Druck: der ÖVP droht die Einzementierung in die Rolle eines Steigbügelhalters, ohne Chance, selber an die Spitze zu kommen. Und der Bundes-SPÖ droht für die Zeit nach Vranitzky das Schicksal ihrer Landesparteien.
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