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Wahlkampf für die Funktionäre

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Einen Wahlsonntag, „der sich gewaschen hat“, prophezeite der ÖVP-Generalsekretär Graff. Und der Bundeskanzler sprach von einem Wahlkampf, wie ihn Österreich noch nie gesehen habe.

Die Österreicher sind derlei verbale Kraftausdrücke gewohnt, sie schrecken sie nicht sonderlich. Bisher hat der Wahlkampf nur gezeigt, wie sehr die Parteien den Kontakt mit dem Volk verloren haben.

Der große alte Mann der österreichischen Politik wird immer starrer, seine Partei immer selbstherrlicher — so, als könnte ihr nichts passieren. Daß der Bundeskanzler kommende Belastungen schon vor der Wahl ankündigte, war mutig und ehrlich. Propagandistisch war diese Maßnahme überhaupt nicht vorbereitet.

Hilflos stand die Partei der Propaganda und Kritik von Opposition und Medien gegenüber,,sehr viele kleine Sparer bangten wirklich um ihre Ersparnisse, denken ans Abheben. Hier rächt sich die verfehlte Pressepolitik der Sozia

listen — eine Medienschelte hebt sie nicht auf, so wie eine „Club 2“- Sendung einen Aufklärungsrückstand nicht aufholen kann.

Alois Mock ist einer der sympathischsten, redlichsten und schlichtesten Politiker. In der Wahl seiner Mitarbeiter scheint er aber keine glückliche Hand zu haben. Wer ist nur auf den Gedanken gekommen, gerade ihn als „Superman“ verkaufen zu wollen?

Er muß eine „Rede an die Nation“ halten, im Staatsvertragssaal des Belvedere. Binsenwahrheiten werden auf den Plakaten mit seinem Namenszug versehen. Auch eine Oppositionspartei gewinnt nicht an Glaubwürdigkeit, wenn sie alles ablehnt und auf der anderen Seite vieles verspricht.

Und die FPO? Nach Graz kann man sie bald vergessen.

Der Wahlkampf wird so gemacht, als ob nur die eigenen Funktionäre zur Wahl gingen. Sie haben scharfe Töne, Tiefschläge und Wadlbeißereien gern. Das Volk selbst weniger.

Auch wer daran gewöhnt ist, daß hierzulande politische Auseinandersetzungen als Kasperlstücke auf der Unterbühne inszeniert werden, findet diesmal wenig Grund zum Lachen.

Der Autor ist Herausgeber der Kathpress.

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