Müller2

Versagende Asylpolitik: Wie ein niederländisches Dorf nach rechts kippte

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Wer den jüngsten Erdrutschsieg der Rechtspopulisten in den Niederlanden verstehen will, sollte Ter Apel einen Besuch abstatten. Über einen Ort, der zum Symbol für eine eskalierende Asyldebatte geworden ist – und ein Sinnbild für den Umgang mit dem Thema in Europa darstellt.

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Wer den jüngsten Erdrutschsieg der Rechtspopulisten in den Niederlanden verstehen will, sollte Ter Apel einen Besuch abstatten. Über einen Ort, der zum Symbol für eine eskalierende Asyldebatte geworden ist – und ein Sinnbild für den Umgang mit dem Thema in Europa darstellt.

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Peripherer als Ter Apel wird es nicht in diesem Land. Gut 200 Kilometer entfernt liegen die großen Städte im Westen. Stundenlang dauert die Reise in immer kürzeren Zügen durch dunstige Felder, dann geht es mit dem Bus vorbei an einem schnurgeraden, dunklen Kanal. 10.000 Menschen wohnen hier im äußersten Nordosten des Landes, am strukturschwachen Rand der Provinz Groningen, kurz vor der deutschen Grenze. Ein Ort, möchte man meinen, an dem sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen. Doch während sie das tun, redet bisweilen das ganze Land, ganz Europa über Ter Apel. Zuletzt geschah dies im Dezember. Das Anmeldezentrum, in dem sich alle registrieren müssen, die in den Niederlanden Asyl beantragen wollen, war voll, so die Schlagzeilen der Nachrichten. Wieder einmal. 2000 Personen können dort unterkommen, ehe sie weiter über das Land verteilt werden. Doch bis zum Jahresende, so Eric van der Burg, der Staatssekretär für Asyl und Migration in Den Haag, fehlte es an 4000 Plätzen. Einmal mehr rief er die Kommunen auf zu helfen, einmal mehr weigerten sich viele. Weil doch noch einige einsprangen und auch Hotels Betten bereitstellten, brauchte diesmal niemand auf dem Boden vor dem Eingang zu schlafen.

Bossink weist auf die Baracken

Für Laura Bossink bedeutet das zunächst einmal Aufatmen. Doch von Entspannung kann keine Rede sein. „Gerade habe ich die aktuellen Zahlen bekommen“, sagt sie und blickt auf ihr Telefon. „Gestern mussten wir 2150 Personen unterbringen.“ Bossink ist die lokale Sprecherin der Behörde COA, zuständig für die Unterbringung von Asylsuchenden. An einem der ersten Morgen des neuen Jahres steht sie unter dem Vordach des Wohnkomplexes aus rotem Backstein. Es regnet in Strömen, doch die Erstunterkunft wirkt auf den ersten Blick nicht abweisend. Die zweistöckigen Gebäude, in denen jeweils acht Menschen kurzfristig verbleiben können, erinnern an eine Reihenhaussiedlung.

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