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Bundestrend im Burgenland?

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Der politische Herbst ist in diesem Jahr sehr früh in das östlichste Bundesland eingezogen. Er hat nicht nur auf Bundesebene, sondern auch hierzulande Unruhe und Unsicherheit im Gefolge. Ursprünglich hoffte man in den Parteisekretariaten, daß es gelingen wird, die Gemeinderatswahlen am 5. November ohne den Charakter von Testwahlen für die Bundes- und Landespolitik über die politische Bühne zu bringen. Leider ist diesem begrüßenswerten Vorsatz die Realisierung versagt geblieben.

Im gegenwärtigen Augenblick bewegen auch den burgenländischen Gemeindebürger — nicht zuletzt durch den politischen Erdrutsch in Oberösterreich — mehr denn je die bundespolitische Situation und die Ursachen, die zum neuen Bundestrend geführt haben. Zudem kommt das Interesse der Burgenländer, Informationen darüber zu erhalten, wie die Bundesregierung zu verschiedenen Forderungen des Landes an den Bund steht Brennend interessiert die Frage, ob das Burgenland an das gesamtösterreichische Autobahnnetz angeschlossen wird. Die Entscheidung darüber wird schon seit Jahren auf die lange Bank geschoben. Zwei Jahre nach der Regierungsbildung ist es Zeit, daß die Bundesregierung ihr Versprechen einlöst und dem Burgenland klaren Wein einschenkt.

Immer wieder Esterhäzy

Auch in der Esterhäzy-Frage wird die Bundesregierung eine Alternative zum sozialistischen Initiativantrag anbieten müssen. Mit der bloßen Zurückweisung des sozialistischen Antrages ist das Problem nicht aus der Welt geschafft. Die ungelöste Autobahnfrage, die ungelöste Esterhäzy-Frage, der „Wohnbauschlüsser und die Hinauszögerung der Errichtung des Landesstudios stellen für die wanwerbende burgenländdsche ÖVP zweifelsohne eine Belastung dar. Die ÖVP-Alleinregierung muß

handeln, wenn sie nicht dazu beitragen will, daß ihre Landespartei bei den Gemeinderats- und Land-tagswahlen einen Denkzettel ä la Oberösterreich erhält.

Die dauernden Provokationen Esterhäzys haben auch auf Kommunalebene Verärgerungen hervorgerufen. Die guten Erfahrungen mit dem Esterhäzy-Regime sind gering. Die sozialistische Propaganda weiß das lronimunalpolitische Desinteresse Esterhäzys geschickt auszunützen. Freilich darf sie dabei das ungelöste Esterhäzy-Problem nicht der bur-genländisohen ÖVP in die Schuhe schieben. Die SPÖ hat nämlich nach den Landtagswahlen 1964 und vorher schon im Wahlprogramm versprochen, daß sie zur Lösung der Esterhäzy-Frage geeignete Schritte unternehmen wird. Sie hat aber bis vor kurzem keine praktikablen Vor-

schlage zur Lösung der Esterhäzy-Frage unterbreitet. Warum hat man sich so lange Zeit gelassen? Die Schuld trifft nicht nur die ÖVP, sondern ebenso die SPÖ.

Wie in den letzten Tagen in Eisenstadt bekannt wurde, arbeiten einige ÖVP-Juristen fieberhaft an einem Entwurf zur Novellierung des burgenländischen Fremdenverkehrs-gesetzes, um die Esterhäzy-Frage einer Lösung zuzuführen. Inzwischen wußte auch „Die Presse“ zu berichten, daß Dr. Paul Esterhäzy Verständigungsbereitschaft zeige. Diese Verständigungsbereitschaft kann sich jedoch nicht darin erschöpfen, daß Dr. Paul Esterhäzy wieder, wie in vergangenen Jahren, den Haydnsaal und die Burg Forchtenstein für kulturelle Veranstaltungen frei gibt. Der „Fall Esterhäzy“ muß gesetzlich geregelt werden.

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