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Schon eine Friedensaufgabe

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Aber ebenso gleichzeitig müßte doch auch der Appell an das Volk Österreichs gerichtet werden, schon in Friedenszeiten eine zivile und geistige Landesverteidigung vorzubereiten. (Die geistige Landesverteidigung liegt derzeit in dein Händen des Unterrichtsministeriums. Es wäre aber wohl besser, diese einschließlich der zivilen Landesverteidigung dem Bundeskanzleramt zu unterstellen.) Denn nur mit einer Bevölkerung im Rücken, die bereit ist, für die Freiheit der Heimat Opfer zu bringen, kann eine Armee die Leistungen vollbringen, die von ihr verlangt werden.

Vielleicht wird der eine oder andere sagen, daß eine Verteidigung Österreichs hoffnungslos sei. Aber das gleicht beinahe schon einem Landesverrat. Im Laufe der Weltgeschichte haben sich immer wieder kleinste Länder gegen riesige Reiche zu wehren verstanden: Griechenland gegen die Perser, die Tiroler gegen Napoleon, die Schweizer bei Sempach gegen die Habsburger, Israel gegen die arabische Welt, Finnland im Jahre 1939 gegen Rußland. Ein Land, das entschlossen ist, sich zu verteidigen, wird vielleicht gar nicht erst angegriffen werden. Das Beispiel der Schweiz zeigt es. Vielleicht wäre es zur Besetzung Österreichs im Jahre 1938 gar nicht gekommen, wenn geschossen worden wäre. Und sicherlich hätte ein Widerstand der Tschechoslowakei im Jahre 1938 die Wehrmacht in erster Linie gegen Hitler marschieren lassen. Das ist längst bekannt. Kommende Historiker werden vielleicht erforschen können, welchen Einfluß der waffenlose Widerstand der Tschechen in den Augusttagen 1968 auf die Bewegungen der Truppen des Warschauer Paktes ausübte. Wahrscheinlich war der Einfluß dieses Widerstandes wesentlich bedeutender als wir alle noch ahnen.

Österreich hat ein Heer. Und dieses wird oft kritisiert. Aber viel wichtiger wäre eine Gewissenserforschung, ob alles für diese Armee und für die Verteidigung Österreichs getan wurde, für einen Fall, der hoffentlich nie eintreten wird.

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