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Aktiv-Ferien am Wasser

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Wer nicht immer in Hotels oder Pensionen Urlauben möchte, wer das Herumhopsen der Animateure bereits beim Frühstücksbuffet satt hat, der sollte sich einmal im „schwimmenden Appartement” erholen. Angelika Maschke und Harald Böckl entdeckten vor genau dreizehn Jahren bei einem Frankreichaufenthalt jene Roote, an deren Steuer jedermann Kapitän sein darf. Nach ihrer ersten Hausboot-Ausfahrt beschlossen sie, in Wien ein Rüro zu eröffnen, um allen Österreichern „andere” Ferien zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es zwei weitere Niederlassungen in München und in Düsseldorf. Immer mehr Zeitgenossen aller Altersgruppen - Angelika Maschke: „Unser jüngstes Crewmitglied war gerade drei Monate alt!” - schippern auf Flüssen in Frankreich, Holland, England, Schottland, Irland, Deutschland. Eine gesonderte Genehmigung zum Steuern von Hausbooten braucht man nur in Deutschland. Hier ist der Besitz eines Sportbootführerscheines für Rinnengewässer notwendig.

Die wichtigste Voraussetzung für alle, die mit dem Hausboot unterwegs sind: Freude daran, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sagt Angelika Maschke. Man gestaltet den Tagesablauf ganz nach eigenen Wünschen und Vorstellungen. Die einen pilgern von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit, die anderen betrachten diese lieber von einem Cafe auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus. Da es innerhalb einer Rootsbesatzung unterschiedliche Interessen gibt, tut man gut daran, jedem einen ausreichenden Freiraum zuzugestehen. Klar sollte auch Folgendes sein: Auf dem Hausboot ist man Kapitän, Hilfsmatrose, Koch, Abwäscher und Putzfee in einer Person - oder man teilt diese Funktionen entsprechend auf. Auch mit dem Boot und dem Umland muß man sich aktiv auseinandersetzen. Hausboot-Fähren bedeutet schließlich auch Abenteuer. Dazu zählen auch Besuche von streunenden Katzen an Bord oder ein Abstecher zum Bäcker von Corre an der Saöne, der seine Kriegsgefangenschaft in Wien verbrachte.

Besonders reizvoll ist die Befah-rung des französischen Burgund-Kanals, bei der Orte wie Fontenay mit seiner Abtei und die Hauptstadt Burgunds, Dijon, mit ihren Höhepunkten burgundischer Baukultur in reizvollem Gegensatz zu verschlafenen kleinen Dörfern stehen, in denen das Essen besser und billiger ist als anderswo. Auch Weinliebhaber kommen hier voll auf ihre Rechnung. Zahlreiche händisch zu bedienende Schleusen sorgen dafür, daß man trotz vorzüglicher Küche schlank bleibt.

Auch die Saöne zählt zu den Hausboot-Hits: Der liebliche Fluß mit geringer Strömung lädt zum Baden ein und führt durch kleine Dörfer und größere Städte wie beispielsweise Auxonne, in dessen

Garnison Napoleon in jungen Jahren stationiert war (1787-1791). Die Unberührtheit der Natur bietet ein großartiges Erlebnis der Tier- und Pflanzenwelt, Angler kommen auf ihre Rechnung, auch die Liebhaber von Fischgerichten: An der Saöne wurde die berühmte Pochuse, eine Suppe aus drei Arten Süßwasserfisch, gekocht in Weißwein mit Knoblauch, erfunden!

In England bieten die Norfolk Rro ads rund vierhundert Kilometer an schleusenfreien Wasserwegen. Unberührte Landstriche, die als Naturschutzgebiete das ökologische Gleichgewicht und die Moore bewahren, bieten fünfzig verschiedene Vogelarten, Fische in rauhen Mengen und dichte Wälder. Der Caledonian Canal in Schottland durchquert die High-lands, ein grünes Hügelgebiet zwischen Iverness im Osten und Fort William im Westen. 1822 wurde dieser Wasserweg eröffnet, um den Schiffen eine kürzere und vor allem sichere Verbindung zwischen der Nordsee und dem Atlantik zu bieten. Nur dreißig seiner insgesamt hundert Kilometer sind künstlich angelegt, um drei große Seen miteinander zu verbinden: Loch Ness, Loch Oich und Loch Lochy. ”Die wenigen Schleusen sind automatisch, das Revier für Angler wie geschaffen: Lachs, Forelle und Hecht sind hier heimisch.

„Wenn man die Möglichkeit dazu hat, sollte man in der Vor- oder Nachsaison fahren. Man findet absolut unberührte Landstriche in besten Wetterlagen und spart obendrein eine Menge Geld. Mit schulpflichtigen Kindern sollte man am besten den Anfang oder das Ende der Ferienzeit wählen. Aber gute Heizungen an Bord erlauben einen Hausbooturlaub bereits ab März und bis November, sagt Angelika Maschke.

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