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Berlin: Die Festwochen 1959 sind angelaufen

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Der dramatische Auftakt und der erste große Erfolg der Berliner Festwochen 195 9 fiel inj S c hi 11 er-,Th e a t er. Werner Düggelin inszenierte. Edmond Ro Stands „Cyrano de Bergerac“: Die Aufführung war prunkvoll, farbenprächtig, bewegt — ein barockes Spiel der Ausstattung und Komödiantik. Im Vordergrund und als-- Mittelpunkt eines 52 Personen zählenden Ensembles und so mancher beachtenswert-konventioneller Leistung brillierte Rolf Henniger als Cyrano. Er bot eine hinreißende Gestalt der Poesie und Romantik, des Abenteuers und des tragisch-menschlichen Geschicks: Ein herrlich ritterlicher Raufbold, daneben ein ergreifendes Antlitz des Leids, des Verzichts. Henniger verlieh dem Abend den Akzent der großen Schauspielkunst.

Giraudoux’ „General Quixotte“ folgte am Abend darauf und fand wenig Gegenliebe. Rudolf Steinboecks Inszenierung im Schloßpark- Theater war Von Martin Helds sehr persönlicher, doch auch kraftmeierisch-bramarbarsierender Gestaltung des Generals unterstützt zu grell, zu laut, zu sehr auf das Gelächter im ersten Teil des Stücks angelegt. Von der Poesie dieser subtilen, klugen, an Zwischentönen reichen Komödie war nichts zu spüren. Auch das nur sehr blasse Spiel Luise Ullrichs und so manche sehr äußerlich, sehr derb angefaßte Episode unter den Randfiguren waren an der Langeweile, die sich des Publikums nach der Pause bemächtigte, nicht schuldlos.

Intensiv und packend und bei Presse und Publikum gleich erfolgreich ging dagegen John Osbornes „Epitaph für George Dillon“ im Berliner Theater über die Bretter. Ein starkes, ehrliches Zeitstück über das Unbehagen und das Versagen der Nachkriegsgeneration fand eine starke, einprägsame und realistisch-atmosphärische Interpretation unter der Regie John Oldens und in der — erstrangigen — Besetzung mit Käthe Braun und Hilde Körber. Dazu treffliche .Randfiguren Curt Lauermann, Vera Kluth, Rieke Ramoff u. a..

Thematisch untadelig, ambitioniert und gut gemeint, doch szenisch unbewältigt: ein langatmiger Bilderbogen, eine reichlich oberflächliche wenn auch rührende Zeitmontage ist der „S'C h u 1 f r e u n d“ von Johannes Mario Simmel gleichfalls im Schloßpark-Theater. Das Stück schildert den tristen und enttäuschungsreichen Leidensweg eines wohlmeinenden Briefträgers, der in seiner Ehrlichkeit einfältig genug ist, um bei seinem einstigen Schulfreund, Hermann Göring, der Kriegsverbrechen wegen vorstellig zu werden. Die Folgen sind, wie nicht anders zu erwarten, traurig, die Situationen hingegen zu unglaubwürdig, um wirklich zu ergreifen. Albert B e ß 1 e r s lieblose Inszenierung schließlich war auch nicht dazu angetan, diesem „Schulfreund“ Freunde zuzuführen.

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