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Vor dem Bildschirm

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DIE RELIGION ZUM THEMA hatte die Sendung „Port Royal“ zwar, wir erinnern uns aber an Karfreitag spro-gramme, die ihrem Wesen nach mehr dem Geiste dieses Tages entsprachen als dieses Spiel nach Henry de Monther-lant. Zudem wirkte es, obgleich Paula Wessely, Cordula Trantow, Olga von Togni und viele andere unter der Regie von Peter Beauvais eindrucksvolle Leistungen boten, eher fragmentarisch.

IM ZENTRUM DES KARFREITAGSPROGRAMMS stand die Übertragung eines evangelischen Gottesdienstes unter dem Titel „Jesu, deine Passion will ich jetzt bedenken“. Über die fernsehmdßige Gestaltung einer solchen Sendung wurde an dieser Stelle wiederholt schon Prinzipielles gesagt. Wir haben diesen Gedankengängen nichts hinzuzufügen.

ÜBERTRAGUNGEN AUS DEM BURGTHEATER sind schon deshalb besonders bemerkenswert, weil sie in unserem Fernsehprogramm recht spärlich gesät sind. Als ein ausgesprochener Programmhöhepunkt muß es aber bezeichnet werden, wenn man eine so vorzügliche Aufführung sieht wie die von Lessings dramatischem Gedicht „Nathan der Weis e“, und einen so großartigen Schauspieler wie Ernst Deutsch in der Titelrolle. Seine in einsame Höhen der Schauspielkunst führende Gestaltungskraft vermochte den Zuschauer auch über den entzaubernden Bildschirm in seinen Bann zu ziehen und ihm so im Heim das Erlebnis des Theaters zu vermitteln. Um Ernst Deutsch versammelte sich unter der Regie von Leopold Lindtberg ein vorzügliches Ensemble: Heinz Woester (Sultan), Eva Zilcher (Sittah), Christiane Hörbiger (Recha), Adrienne Geßner (Daja), Wolfgang Stendar (Tempelherr), Helmut Janatsch (Derwisch), Hanns Obonya (Patriarch), Günther Haenel (Klosterbruder). Die Fernsehübertragung hatte die bei solchen Anlässen stets bewährte Qualität.

EIN ROMAN war wieder einmal die Grundlage eines guten Fernsehspiels. In einer sehenswerten Eigenproduktion brachte das Österreichische Fernsehen die „Briefe eines toten Dichte rs“ von John O' Toole nach dem Roman „The Aspern Papers“ von Henry James. Hier wurde unter der behutsamen Regie von Rudolph Cartier mit einem gut ausgewählten Ensemble in den großzügigen Bauten von Gerhard Hruby und den phantasievollen Kostümen von Edith Almoslino ein Hauch von verträumter Poesie auf den Bildschirm gezaubert. Von den Darstellern soll neben Käthe Gold und Albert Lieven vor allem Adrienne Geßner genannt werden, die für ihre fasimierende- Leistung gamz besonders bedankt sei.

EINE SEHENSWERTE EIGENPRODUKTION brachte das österreichische Fernsehen auch mit der Inszenierung von Henrik Ibsens „Ein Volksfeind“ auf den Bildschirm. Alma Seidler, Gustav Knuth, Günther Haenel, Joseph Hendrichs, Kurt Sowinetz und viele andere haben unter der Regie von Erich Neuberg Ibsens Figuren zu packendem Leben erweckt und schon dadurch das Zeitstück aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert mitten in unsere heutige Zeit gesetzt.

IN EINER GELUNGENEN FERNSEHBEARBEITUNG von Maria Rienböck inszenierte Michael Kehlmann das Schauspiel „Der Wal d“ von Alexander Ostrowski. Eine Reihe ausgezeichneter Darsteller (Hilde Hildebrand, Olga Plüß, Hans Dieter Zeidler, Leopold Rudolf und andere) erfüllten die hintergründig-humorvollen Gestalten Ostrowskis mit blutvollem Leben. Die sorgfältige Kameraführung trug das Ihre zum Gelingen dieser Aufführung bei.

IN DER EUROVISIONSREIHE „Der goldene Klang“ war das schwedische Fernsehen mit dem Ballett von Mary Skea-ping „Atis und Camilla“ vertreten. Es war sicher ein guter Gedanke, zum Schauplatz dieses Balletts „im alten Stil“ (die Musik und der Text des Gedichtes, das dem Ballett zugrunde lag, stammen aus dem 18. Jahrhundert) ein historisches, mitsamt einer noch funktionierenden Bühnenmaschinerie erhaltenes Theater zu wählen. Bei der Beurteilung einer Sendung muß aber auch die technische Bildqualität in Betracht gezogen werden, und die war leider völlig unbefriedigend. Die im Fernsehen erzielbare Bildqualität ist durch den Stand der Technik ziemlich eindeutig gegeben, und eine Sendung mit künstlerischem Anspruch darf sich von diesem Standard nicht allzu weit entfernen. Ein Hinweis auf eine etwa begrenzte Qualität der verwendeten Mittel ist nicht stichhaltig; dann war eben die Wahl der Mittel falsch. Dazu kommt bei dieser Sendung noch ein weiteres Moment: Wenn man sich hier auch auf die Wiedergabe eines Bühnenballettes beschränkte, so hätte man sich doch für die bildliche Gestaltung etwas anderes einfallen lassen können, als hier geboten wurde. Der Schnitt jedenfalls war undiskutabel. Schade um den interessanten Inhalt.

DAS „QUIZ“ ist noch nicht tot, nicht jedenfalls, solange es von der Persönlichkeit und dem bezwingenden Charme von Hans Joachim Kulenkampff getragen wird, und solange es so gut aufgebaut ist wie die bisherigen Sendungen des Europa-Quiz „Einer wird gewinnen“ des Deutschen Fernsehens. Hier ist alles vortrefflich geglückt. Die Spielregeln sind einfach und klar, die Fragen und Aufgaben haben Niveau, ohne daß ein Versagen allzu blamabel wäre, die Kandidaten sind sehr gut ausgewählt, und die Einlagen überschreiten nie das Maß dessen, was sie sein sollen: nämlich Einlagen. Eine vorbildliche Uwterhaltungssendung.

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