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Bosnien: Der Westen ist jetzt am Zug
Während die westliche Staatengemeinschaft noch immer um eine glaubwürdige und eindeutige Antwort auf die Kriegsereignisse in Bosnien-Herzegowina ringt, hat die islamische Welt - allen voran die Türkei und der Iran - bereits eine eindeutige militärische Option zur Lösung des Konflikts befürwortet.
In der Stunde der größten Not hat die bosnische Regierung Außenminister Haris Silajdzic mit einem Hilferuf in die Türkei, nach Pakistan und in den Iran gesandt, und von diesen Ländern sofort eindeutige Hilfezusagen politischer und humanitärer Art erhalten. Auch militärisch sei man bereit, so der türkische Außenminister Hikmet Cetin, beispielsweise im Rahmen der Nato auf dem Balkan aktiv zu werden.
In den Augen vieler Moslems gilt der Bürgerkrieg auf dem Balkan schon längst auch
als eine Auseinandersetzung zwischen den Religionen, als Kampf der „christlich-orthodoxen" Serben gegen die „moslemischen Glaubensbrüder" in Bosnien. Die zögernde Haltung der EG in dem Konflikt bestärkt die Moslems in ihrer Vorstellung, daß der „christliche" Westen moralisch längst abgewirtschaftet hat und deshalb den „Greueltaten der Serben gegen die Moslems" untätig zusieht.
Noch deutlicher verurteilte der iranische Staatschef, Ajatollah Ali Khamenei, die Haltung der EG: „Die europäischen Länder zögern in Bosnien deshalb so sehr, weil sie die Errichtung eines islamischen Staates im Herzen Europas befürchten."
Sollte der Konflikt demnächst auch auf das moslemische Albanien übergreifen, wäre dies für die islamischen Staaten Anlaß, entschieden militärisch zu reagieren, heißt es. Daß diese Länder reguläre Truppen auf den Balkan schicken werden, scheint zur Zeit eher un-
wahrscheinlich, aber schon jetzt gibt es von Afghanistan über Ägypten bis Algerien freiwillige Mudschahedin-Verbände, die bereit sind, für die bosnischen „Glaubensbrüder" zu kämpfen. Ob diesen Worten auch konkrete Taten der islamischen Welt folgen werden, bleibt noch abzuwarten.
Nicht weniger überrascht hat auf der anderen Seite der eindringliche Appell von Papst Johannes Paul II. an die Staatschefs der westlichen Welt, dem Morden in Serbien endlich Einhalt zu gebieten. Nach Ansicht des Papstes gibt es für die „zivilisierte Welt nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht sich - mit allen Mitteln - in die Angelegenheiten Serbiens einzumischen".
Ruft der Vatikan damit erstmals direkt zum militärischen Eingreifen in einen Konflikt auf? Es gehe darum, erläuterte Staatssekretär Ange-lo Sodano, nicht einen „neuen Krieg zu beginnen, sondern den derzeitigen zu beenden".
Damit sind die westeuropäischen Länder wieder am Zug...
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