7023784-1989_03_14.jpg
Digital In Arbeit

Den städtebaulichen Auftrag erfüllen

Werbung
Werbung
Werbung

FURCHE: In der unmittelbaren Umgebung des Wiener Stephansdomes hat die Zentralsparkasse und Kommerzialbank Wien eine Zweigstelle eigener Art errichtet. Dabei wurde das Haus Stephansplatz 2 in vorbildlicher Weise restauriert und revi-talisiert.

KARL VAK: Mit dieser erfolgreichen Revitalisierung ist es uns gelungen, an diesem sakralen und profanen Mittelpunkt der Stadt ererbtes Kulturgut zu bewahren und dieses gleichzeitig einer sinnvollen Nutzung zuzuführen. Wir haben in diesem denkmalschutzwürdigen Objekt unsere hundertste Geschäftsstelle in Wien eröffnet ųpd gleichzeitig in den oberen Geschossen das internationale kulturelle und wirtschaftliche Begegnungszentrum der Zentralsparkasse installiert.

FURCHE: Welche Auflagen des Bundesdenkmalamtes gab es?

VAK: Gar keine. Es war allein unsere Initiative, das Haus nach den ursprünglichen Plänen wiederaufzubauen.

Eine Filiale „rückgebaut“

Wir glauben, daß wir mit unseren Filialneubauten auch einen städtebaulichen Auftrag zu erfüllen haben. Es ist unsere Philosophie, daß wir uns dabei architektonisch in den jeweiligen Standort zu integrieren versuchen. Wir wollen nicht dominant optisch präsent sein durch große gleichgestaltete Fassaden oder besondere Farben etwa, sondern wir versuchen, uns dem Standort und seinem baulichen Gefüge anzupassen, vielleicht auch Akzente zu setzen und eine architektonische und städtebauliche Verbesserung und Aufwertung des Standortes zu erzielen.

Wir haben dies auch bei einer Reihe anderer Filialen getan, etwa bei der Filiale Mariahilfer-straße-Neubaugasse, bei der 1974 mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine von Adolf Loos konzipierte Schalterhalle und das Eingangsportal wiederhergestellt wurden. Oder bei der Filiale Radetzkyplatz, die wir 1985 von Luigi Blau „rückbau-en“ haben lassen, das heißt, daß die 1961 neugestaltete Filiale wieder dem Gründerzeit-Bau von 1872 angepaßt und etwa die alten Ziegelpfeiler wieder neu aufgemauert wurden.

FURCHE: Was geschah am Stephansplatz?

VAK: Das von den Architekten Alexander Wielemans und Friedrich Leonhart 1906 erbaute Haus „Zur Weltkugel“ wurde 1945 -ebenso wie der Stephansdom - ein Raub der Flammen. Nach dem Krieg wurde es den damaligen Möglichkeiten entsprechend wiederaufgebaut. 1976 erwarb die Zentralsparkasse das Haus und stellte im Sinne der Altstadtpflege die Fassade in der entsprechenden Form wieder her. Auch die Innenräume wurden von Architekt Johannes Peter im Sinne der Architektur der Jahrhundertwende adaptiert.

FURCHE: Haben sich bei der Baudurchführung besondere Probleme ergeben?

VAK: Weder in der Planungsphase noch bei der Bauausführung gab es nennenswerte Probleme.

FURCHE: Haben Sie einen ,JIausarchitekten“?

VAK: Wir haben eine Z-interne Bauabteilung, die sich mit Detailplanungen beschäftigt, wir haben aber keinen Architekten, der als Hausarchitekt zu bezeichnen wäre. Die Liste der von uns beschäftigten Architekten enthält 30 bis

40 Namen arrivierter Architekten, wie etwa Hans Hollein, Günther Domenig, Johann Georg Gsteu oder Josef Krawina.

FURCHE: Unter welchen Gesichtspunkten werden die Architekten ausgesucht?

VAK: Natürlich entwickeln wir gewisse Vorstellungen. Wenn es sich um Neubauten oder größere Umbauten handelt, gibt es Ausschreibungen, bei denen sich Architekturbüros bewerben. Oder aber suchen wir uns einen Architekten aus, den wir mit-der Planung und der Durchführung beauftragen.

Die Vorbereitung für solch einen Wettbewerb übernimmt die hauseigene Bauabteilung. Bei ganz großen Projekten schaltet sich auch die Geschäftsleitung ein. Als kommerzielles Unternehmen müssen wir auch auf die Rentabilität Wert legen. Wenn wir beispielsweise am Stephansplatz uns für eine Restaurierung einer solchen Fassade und für eine Revitalisierung entschließen, dann bedeutet dies Mehrkosten. Sicher hätte eine Fassadenrestaurierung den gleichen geschäftlichen Effekt gehabt, das wäre aber nicht eine städtebauliche und denkmalpflegerische Leistung. Wir wollen in Wien mit unseren vielen Filialen eine gewisse Vorbildwirkung erzielen.

FURCHE:Findet diese Vorbildwirkung dort ihre Grenzen, wo die Eigenwerbung verlorenzugehen droht? Sind etwa gleiche Reklameschilder oder Firmensymbole. ein Muß?

VAK: Unser Firmensymbol, die Z-Kugel, ist bei den meisten Filialen außen angebracht, aber auch sie ist kein Muß. An der Filiale Stephansplatz ist beispielsweise keine Z-Kugel.

Mit dem Generaldirektor der Zentralsparkasse und Kommerzbank sprach Leonore Rambosek.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung