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Nicht nur „Ein langer, leichter Nachmittag“
Tagebücher mit vielen sehr persönlichen Details nehmen in Max Frischs Werk einen breiten Raum ein. Sein letztes Buch „Montauk“ gehört zu den intimsten Dokumenten in der Hinsicht.
„... autobiographisch, ja autobiographisch. Ohne Personagen zu erfinden; ohne Ereignisse zu erfinden, die exemplarischer sind als seine Wirklichkeit; ohne auszuweichen in Erfindungen. Ohne seine Schriftstel-lerei zu rechtfertigen durch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft; ohne Botschaft. Er hat keine und lebt trotzdem. Er möchte bloß erzählen (nicht ohne alle Rücksicht auf die Menschen, die er beim Namen nennt): sein Leben.“
Eine dünne äußere Handlung der Hintergrund. Der Autor verbringt während eines Amerika-Aufenthaltes 1974, zwischen Lesungen und Begegnungen in vielen Orten, ein Wochenende in Montauk mit Lynn, einer Amerikanerin, die seine Tochter sein könnte. Als „die junge Fremde“ wird sie mehrmals erwähnt. „Sie werden einander nicht kennenlernen“ an diesem „langen, leichten Nachmittag“ und kurzen anderen Treffen, erfahren aber Vertrautheit und Unbefangenheit im Beisammensein, die der alternde Mann als großes Geschenk empfindet „Er ist nicht verliebt, er freut sich.“ Das Wort Wohlgefallen taucht häufig im Zusammenhang mit Lynn auf.
Eingeblendet in das Erlebnis sind viele Erinnerungen an frühere Lebensphasen, an Orte, die Frisch etwas bedeuten, an Freunde, vor allem aber an Frauen, mit denen er gelebt und die er verloren hat. Veranlaßt es sei Lynn, wir werden einen leichten und guten Abschied haben ...“ Anteilnahme und Zärtlichkeit in der Resignation des Alters. Das ist nicht wenig. Die Auseinandersetzung mit anderen Problemen, die das Alter nahebringt — Krankheit und Tod etwa —, tauchen in diesem Buch nur am Rande auf. Zukunft bleibt ausgespart. Frisch ist eingestimmt auf „Empfindsamkeit für den Augenblick — den vergangenen und den gegenwärtigen. Da hat er Wesentliches anzubieten.
Anneliese Dempf
MONTAUK. Eine Erzählung von Max Frisch. 207 Seiten. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1975.
Das „Stilleben“ von Gustav Hessing aus dem Besitz des Historischen Museums der Stadt Wien ist 1954/55 entstanden und ein besonders schönes Beispiel der ebenso ausdrucksvoll wie im Sinne einer reichen und tekto-nischen Farbigkeit gehandhabten Malerei des Künstlers. Wir entnehmen die Abbildung dem soeben im Verlag Jugend und Volk erschienenen Band über den Maler, der mit 24 ausgezeichnet gedruckten Farbabbildungen und 44 Schwarzweißtafeln eine erste umfassende Würdigung des Werkes des Malers darstellt und von Vorreden von Josef Krenstettcr und Alfred Sammer eingeleitet wird. — Hessing, der 1909 in Czernowitz geboren wurde und seit seinem siebzehnten Lebensjahr in Wien lebt, wo er heute an der Wiener Akademie der bildenden Künste, an der er studierte, als Professor lehrt, wird durch diese Publikation als ein in der europäischen Tradition stehender Maler bewußt, der zu den bedeutendsten Österreichs in diesem Jahrhundert gehört.
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