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Dilemma mit der EU-Wahl

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Die Auguren sind voller Pessimismus, die Tyrannen-Könige entsprechend nervös. Einer, getreu der Bürgschaft, „lächelt mit arger List": Am 13. Oktober wird gewählt.

Wer wird hingehen zur Wahl? Wäre es nur das eine Drittel, das bis heute davon überzeugt ist, daß die KI I für alle Österreicher nützlich und ersprießlich ist, es wäre schlimm bestellt um den Geist der Demokratie. Doch selten war die Entscheidung so bleiern, so bar jeglichen Optimismus'. Wie lange ist es her, daß man voll Freude und Stolz zum Wahllokal pilgerte, wie zu einem Fest. Denn wen kann man noch wählen? Worin besteht der Unterschied, ob man diese oder jene von der Parteienpalette nach Straßburg schickt?

Die Sozialdemokraten, mit ihrem Spitzenkandidaten Hannes Swobo-da? Der allzu vorschnell das Herz auf der Zunge trug und Österreich der NATO empfahl? Und nachher, aus Parteidisziplin, einen halben Rückzieher machte. Welchem Swo-boda soll man glauben, dem vor oder dem nach dem Rückzieher?

Die ÖVP wählen? Viele nehmen ihr, ebenso wie der SPÖ, die hohlen Versprechungen einer vergoldeten EU-Zukunft übel, mit denen sie vor der Volksabstimmung am 12. Juni 94 die Zustimmung zum EU-Beitritt förmlich erpreßten.

Die Wirklichkeit mußte enttäuschen: die Mitgliedschaft kostet Österreich ein Vielfaches der angekündigten Beträge, brachte Vorteile für Privilegierte und Nachteile für die Mehrheit: Die Konvergenzkriterien für eine gemeinsame Währung kosten zusätzliche zwei Millionen Arbeitslose im EU-Europa und zerlöchern unsere sozialen Netze. Unser höchster Repräsentant in Brüssel, Landwirtschaftskommissär Franz Fischler, hält sein österreichisches Tirolerherz streng im Zaum: Kaum war er installiert, ermahnte er die Regierung, der er noch wenige Tage vorher angehörte, sie möge sich endlich am Riemen reißen. Entgegen allen österreichischen Interessen lehnte er eine Kennzeichnungspflicht von genmanipulierten Lebensmitteln ab und hat auch gegen sie gestimmt.

Dem Liberalen Forum kann man nicht den Vorwurf der Unaufrichtig-keit machen. Es erklärte von Anbeginn sein totales Einverständnis mit der Union. Der dort geübte drakonische Wirtschaftsliberalismus paßt in sein Programm. Es nimmt kaum Rücksicht auf soziale oder ökologische Folgen. Wen solche nicht kümmern, könnte es getrost wählen.

Die Haider-FPÖ? Die Partei, die jahrelang am lautstärksten nach' dem EU-Beitritt verlangte und nach wie vor für den schnellen Beitritt Österreichs zur NATO drückt? Aus reinem Opportunismus vollzog sie dann einen Schwenk um 180 Grad, um die vielen Unzufriedenen einzu-fangen. Naivlinge werden auch weiter auf sie hineinfallen ...

Die Grünen standen der EU von Anfang an kritisch gegenüber. Ob sie die Ernte einfahren werden? Auch wenn die EU-Anschmiegsamen Langthaler und Chorherr inzwischen auch von der EU enttäuscht sind: Man hat nicht vergessen. Wähle wer kann. Was er kann.

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