6760087-1968_12_04.jpg
Digital In Arbeit

Kirche mischt sich nicht ein

Werbung
Werbung
Werbung

In kirchlichen Kreisen hat msn mit größter Sorge diese Fehltendenzen der Wahlauseinandersetzung verfolgt, konnte aber die bedauerliche Entwicklung nicht verhindern. Man wollte jeden Anschein der Einmischung in den Wahlkampf und eine einseitige Stellungnahme vermeiden. Von kirchenamtlicher Seite wurde mehrmals an die Parteien und an die Spitzenpolitiker appelliert, die Kirche nicht in den Wahlkampf hineinzuziehen oder als Vorspann für Parteizwecke zu benützen. Man hat auch dagegen Steilung bezogen, daß die Person des Diözesan- bischofs von der SPÖ in die Wahl werbung einbezogen wurde. Leider haben die Aufrufe keine Beachtung gefunden.

Minister-Invasion

Die Wiederwahl Kerys ist für die SPÖ zu einer Prestigefrage ersten Ranges geworden. Kerys Wahlsieg hat auch für Kreisky schicksalshafte Bedeutung. Für die ÖVP steht das bundespolitische Prestige auf dem Spiel. Es geht um Klaus, um eine Bestätigung des neuen Regierungskurses durch die Burgenländer und um das Bundesratsmandat, das zur Mehrheit fehlt. So ist die Landtags- wahl leider wieder eine Art von

Testwahl für die Bundespoliidk geworden. In den letzten Wochen erlebte das Burgenland geradezu eine „Invasion" von Ministem. In den kleinsten Dörfern kreuzten Minister auf und hielten Versammlungen. Klaus war in den letzten Wochen geradezu zu einem Wahlburgenländer geworden, der zwischen Wien und Eisenstadt hin und her pendelte und überall begeistert akklamiert wurde.

Über den Wahlausgang ist man in der SPÖ und in der ÖVP sehr optimistisch. In der SPÖ rechnet man mit 17 Mandaten. ÖVP-Funktionäre sind in der Prognose zurückhaltender, aber auch sie meinen, daß es gelingen werde, den Stuhl des Landeshauptmannes zurückzueroberh.

Niemand weiß, wie sich diesmal die 12.000 Wähler verhalten werden, die im Jahre 1964 nicht zur Wahlurne gingen. Unbekannt ist ferner, ob die Olah-Gruppe, die bei den Nationalratswahlen im Burgenland 15001 Stimmen erhalten hat, diese nochmals auf sich vereinigen kann. Auch über die Chancen der FPÖ, das bisherige Mandat zu behalten, gibt es ein großes Rätselraten. Dazu kandidiert eine neue Splittergruppe der ÖVP unter der Bezeichnung „Doktor Domer — Junge Union“.

In beiden Regienungsparteienfürdh- tet man, daß bei einem Mißerfolg der kleinen wahlwerbenden Gruppen das Ergebnis 16:16 ausfallen könnte. Aber das wird nach der Prognose verschiedener Wahlbeobachter im Burgenland und außerhalb des Burgenlandes kaum der Fall sein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung