Omer-Kalender - © Foto: Wikipedia / Ethan Doyle White  (cc by-sa 4.0)

Omer zählen - ein biblisches Gebot

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Die 49 Tage zwischen dem jüdischen Pessach - und dem Wochen-Fest (Schawuot) werden rituell gezählt: Die sogenannte Omer-Zählung, die sich auf ein Gebot im Buch Levitikus zurückführt, erinnert an die Katastrophen des jüdischen Volkes.

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Die 49 Tage zwischen dem jüdischen Pessach - und dem Wochen-Fest (Schawuot) werden rituell gezählt: Die sogenannte Omer-Zählung, die sich auf ein Gebot im Buch Levitikus zurückführt, erinnert an die Katastrophen des jüdischen Volkes.

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Omer ist ein biblisches Hohlmaß für Getreide (Ex 16,36) und auch die Bezeichnung für die erste Garbe (Bund) der neuen Ernte. Sefirat Omer ist das rituelle Zählen eines jeden der 49 Tage zwischen dem Pessach-Fest und dem Wochenfest Schawuot (Lev 23,35). In biblischer Zeit wurde am zweiten Tag des Pessach-Festes der Omer, der Erstling der Getreide­ernte, im Tempel als Dankesgabe dargebracht (Levitikus – auf Hebräisch: Wjikra 23,9). Das Omer-Zählen ist eine biblische Vorschrift: „Der Ewige spricht zu Moses: ‚Danach sollt ihr … zählen vom Tage an, da ihr die Weihegabe (Hebeopfer) darbringt; sieben volle Wochen sollen es sein. Bis zum Tage nach dem siebten Schabbat sollt ihr zählen. 50 Tage – danach sollt ihr dem Herren ein Speiseopfer vom neuen Korn darbringen.‘“ Vor dieser Darbringung ist der Genuss des neuen Getreides untersagt (Lev 23ff).

Nach Zerstörung des Zweiten Tempels durch die Römer (70 n. Chr.) fielen Opferungen weg, da es den Ort der Opferung nicht mehr gab. Dies hatte eine rabbinische Vorschrift zur Folge, als wörtlicher Gehorsam gegenüber dem Bibelwort, an dem das Omer-Zählen festgehalten wurde.
Entsprechend dieser Vorschrift soll mit Anbruch jeder Nacht unter Angabe der Woche und der Zahl der Tage gezählt werden, nachdem ein diesbezüglicher Segen gesprochen worden ist. Dieses Zählen heißt Sefira und die Zeit des Zählens Sefira-Zeit – Zeit des Omer-Zählens (Sefirat Haomer). Die Sefira-Zeit von 50 Tagen entspricht der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten.

Drei Wallfahrtsfeste

Die drei Wallfahrtsfeste (Schalosch Regalim): Pessach – Auszug aus Ägypten und Gerstenernte; Schawuot – Wochenfest, Fest der Gabe der Zehn Gebote, der Tora und Weizenernte; sowie Sukkot – Laubhüttenfest und Dankesfest im Herbst – haben einen starken landwirtschaftlichen Bezug. Anlässlich dieser Feste pilgerten tausende Juden nach Jerusalem, um im Tempel ihre Hebeopfer (Weiheopfer) darzubringen.

Sefirat Haomer, die Omer-Zählung, symbolisiert das Ende der Knechtschaft in Ägypten, die Freude an der gewonnenen, physischen Unabhängigkeit und den Weg zur spirituell-geistigen Freiheit am Berge Sinai. Nach Maimonides (Rabbi Mosche ben Maimon, 1135–1204) sind Suche und Sehnsucht nach dem Ewigen der Grund für das biblische Gebot des Omer-Zählens. Das ultimative Ziel nach dem Auszug aus Ägypten ist die Gesetzgebung am Berge Sinai, der Erhalt der Tora und der Zehn Gebote. Am Sinai erreicht der Freiheitsgedanke seinen spirituellgeistigen Höhepunkt.

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