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Krise bei Puch

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Eine Sache für sich sind die Grazer Puch-Werke: Mitte Juli kündigte die Leitung des Steyr-Daimler-Puch-Konzerns in Wien die Entlassung von 580 Arbeitern im Grazer Werk an. Auf heftige Proteste des Betriebsrates hin wurde die Zahl der Entlassungen auf 300 beschränkt, doch gleichzeitig beschlossen, ein halbes Jahr lang Kurzarbeit einzuführen. Ein blühendes Unternehmen, das vor allem auf dem amerikanischen Markt mit Fahrrädern und Mopeds Furore machte, hat plötzlich Absatzschwierigkeiten. Kritische Stimmen vermerkten, daß die Firma zu wenig getan habe, um ihre Produkte an den Mann zu bringen. So seien zum Beispiel, wie der Betriebsrat erklärte, nur 0,2 Pro zent des Umsatzes für Werbung verwendet worden, man habe zuwenig Marktforschung betrieben und sei der Konkurrenz, vor allem auf dem amerikanischen Markt, nicht rechtzeitig mit geeigneten Maßnahmen entgegengetreten. Wie dem auch sei: Seit Anfang des Jahres bis 1. Juli verringerte sich die Zahl der Beschäftigten im Werk Graz-Thondorf von 4107 auf 3401.

Krise im Bergbau, Krise in der Eisen- und Stahlindustrie, Krise in der Fahrzeugindustrie! Doch nicht genug damit, die Steiermark bat auch noch andere Sorgen: Die Forstwirtschaft, einer der wichtigsten Wirtsahaf ^zweige der „Grünen Mark“, steckt in einer argen Absatzkrise, die Papierindustrie ist alles andere als krisenfest, wie das Beispiel der Grazer Papierfabrik Arland bewies, die Zellstoffbranche steht unter wachsendem Druck der Konkurrenz in Skandinavien > und Kanada. Die steirische Elektroindustrie konnte im Jahr 1966 nur noch ein Wachstum von 1,1 Prozent ver-zeichnien — gegenüber acht Prozent im Jahre 1965 und 13,4 Prozent im Jahre 1964...

Genug der Beispiele. In trockenen Zahlen geben die „Stgarischen Statistiken“ Aufschluß über die Situation der Wirtschaft in der Steiermark im Vergleich zum österreichischen Gesamtstaat: „Die steirische Industrieproduktion (170 typische Betriebe) verringerte sich im vierten Quartal 1966 um 1,4 Prozent. Während bei den beiden Quartalen des ersten Halbjahres 1966 noch Zuwachsraten zu beobachten waren, kam es im den beiden Quartalen des zweiten Halbjahres 1966 zu zunehmenden Minderungsraten. Die österreichische Industrieproduktion wuchs um 2,5 Prozent.“

„Die österreichische Industrieproduktion war im Jahresmittel 1966 um 65 Prozent größer als im Jahre 1956. Die steirische Industrieproduktion wuchs aber nur um 31,8 Prozent.“

„Die Industriebeschäftigung (170 typische Beitriebe) sank 1966 .in der Steiermark um 1,6. Prozent und in Österreich um 0,5 Prozent Zwischen 1956 und 1966 entwickelte sich di» Industriebeschäftiigung in der Steiermark und in Österreich entgegengesetzt. Während sie in Österreich um 6,6 Prozent zunahm, wurde ade in der Steiermark um 6,3 Prozent kleiner.“

Das Schlagwort vom obersteirischen „Industriefriedhof“, der Wirklichkeit werden könnte, hat in der Steiermark Beunruhigung hervorgerufen. Immer drängen dar wird die Forderung nach staatlicher Hilfe, wobei ganz allgemein, folgende Schwerpunkte berücksichtigt werden müßten: Sinnvolle Planung, brauchbare Konzepte für Strukturveränderungen und darüber hinaus gezielte Investitionen.

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