Nachhaltigkeit

Wie sich Freiheit, Frieden und Nachhaltigkeit ergänzen müssen

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Es braucht eine liberale Ordnung, die gleichzeitig ökologische Grenzen akzeptiert, fordert Philipp Krohn in „Ökoliberal“. Über eine freiheitskompatible Nachhaltigkeit.

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Es braucht eine liberale Ordnung, die gleichzeitig ökologische Grenzen akzeptiert, fordert Philipp Krohn in „Ökoliberal“. Über eine freiheitskompatible Nachhaltigkeit.

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Eine zentrale Frage unserer Gegenwart ist, ob Wandel – zum Beispiel in Form einer ungebremsten Klimaerwärmung – erlitten wird oder ob er – etwa in Form einer internationalen Zusammenarbeit zur massiven Reduktion von Treibhausgasen – gestaltet wird. Die Aufgabe liegt darin, auf demokratische Weise eine „große Transformation“ zur Nachhaltigkeit zu organisieren. Dabei sind westliche Gesellschaften mit einem Paradox konfrontiert: Sie müssen, wenn sie auch in Zukunft in Freiheit und Frieden leben wollen, ihre Lebensweise verteidigen – zum Beispiel gegen Fundamentalisten unterschiedlicher Provenienz. Und gleichzeitig muss eben diese Lebensweise radikal verändert werden, wenn sie sozial, ökologisch und ethisch vertretbar und zukunftsfähig sein soll.

Die schmerzhafte Lücke

Das ist die komplexe Lage, an der sich jeder Beitrag zum Diskurs über das Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung messen lassen muss. Sehr viele Bücher scheitern krachend an dieser Herausforderung und befriedigen den Wunsch des Publikums nach Orientierung und Trost mit einfachen Lösungen. Nicht so Philipp Krohns Buch „Ökoliberal. Warum Nachhaltigkeit die Freiheit braucht“. Krohn lässt sich ganz auf die Komplexität seines Themas ein und reagiert nicht zuletzt auf eine schmerzhafte Lücke im Nachhaltigkeitsdiskurs. „Es fehlt“, schreibt er, „an einer Synthese aus ökologischem Bewusstsein und Leidenschaft für die Freiheit – also einem Konzept des Ökoliberalismus. Oder: „einer Idee von Nachhaltigkeit aus der Freiheit“. Diese Idee buchstabiert Krohn gründlich durch und legt damit ein überzeugendes Plädoyer für eine wirksame und freiheitskompatible Nachhaltigkeitspolitik vor.

Krohn ist Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Der journalistische Hintergrund tut dem Buch gut: Krohn erzählt Geschichten, und er erzählt sie anschaulich und unterhaltsam. Und er schafft es, dabei theoretischen Tiefgang und praktische Relevanz in einer Weise zu verflechten, die man selten findet. Das Buch profitiert von der stupenden Belesenheit seines Autors: kaum ein Aspekt der Nachhaltigkeitsdebatte, der hier nicht behandelt wird. Dabei hält Krohn eisern das Motiv durch, dass Nachhaltigkeit und Freiheit zusammengehen müssen, wenn eine gute Zukunft möglich werden soll. Eine zentrale Eigenschaft zukunftsfähigen Wirtschaftens, betont Krohn, wird von Marktliberalen „zu wenig verdeutlicht“: Nur innerhalb ökologischer Grenzen lässt sich frei wirtschaften. Krohn bringt vor diesem Hintergrund trefflich auf den Punkt, warum Grenzen und Markt zusammengedacht werden müssen: „Kapitalismus kann gut sein, wenn er sich an Regeln hält. Der Markt verlangt keine moralische Überlegenheit, sondern Antizipation der Wünsche anderer.“ Damit ist ein zentraler Vorteil einer robusten Ordnung benannt, die die Einhaltung ökologischer Grenzen sicherstellt: Sie kommt weitgehend ohne moralische Bewertungen aus.

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