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Feierliche Übergabe vor der Engelsburg

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Außer dieser Urkunde übergab mir der Abt noch eine schön geprägte, in Gold und Email ausgeführte Medaille in samtenem Etui für mich und eine Anzahl kleinerer Medaillen für die treuesten Helfer unter meinen Soldaten. Ich dankte tief bewegt und gab meiner Freude Ausdruck, daß das Rettungswerk so gut gelungen war.

Nachträglich bedankte ich midi noch besonders beim Malermönch, Don Eusebio, der die Urkunde in so kunstvoller Weise ausgefertigt hatte. Im Gespräch mit P. Emanuel deutete ich an, daß sich mein General über eine Dankesäußerung anläßlich der beendigten Bergung von Monte Cassinos Schätzen sicherlich sehr freuen würde. Wenige Tage später konnte ich Generalleutnant Conrad eine der meinen ähnliche Urkunde überbringen, worin dem .... dux ferreae legionis“ der Dank des Erzabtes und Bischofs in feierlicher Weise ausgesprochen wurde.

Etwa 14 Tage später erhielt ich vom Divisionskommando den Befehl, aus Schloß Spoleto das dort zusammen mit den Ausstellungsgegenständen von Neapel geborgene „Archiv“ von Monte Cassino nach Rom in die neutrale Vatikanstadt zu bringen. Beides war, wie bereits ausgeführt, Eigentum des italienischen Staates, doch sollte das „Archiv“ weiterhin wie bisher von den kundigen Händen der Mönche von Monte Cassino betreut werden. Zur Besprechung der Ubergabemodalitäten hatte ich mich mit Professor Evers in Rom, dem Sachverständigen für die Bergung gefährdeten Kunstgutes beim OB Süd, in Verbindung zu setzen. Mit diesem vereinbarte ich die Übergabe des „Archivs“ an den Erzabt von San Paolo für den 8. Dezember 1943 in der Engelsburg.

In der Nacht vom 7. zum 8. Dezember 1943 rollte meine Wagenkolonne nach Spoleto. Dort wurde sie mit dem kompletten Archiv beladen und traf im Laufe des Vormittags in Rom ein. Vor der Engelsburg erfolgte dann die Übergabe dieser in der Welt einzigartigen Kulturwerte in feierlicher Form, in Anwesenheit des deutschen Stadtkommandanten von Rom, Generalmajor M a e 1 z e r, und hoher kirchlicher und staatlicher italienischer Würdenträger. Nach kurzen Ansprachen und Dankesworten des Bischofs und Erzabtes von San Paolo, Don Ilde-brando Vanucci, Präses der cassinen-sischen Benediktinerkongregation, ließ ich die Wagen in der Engelsburg abladen. Anschließend begab ich mich nach San Anselmo, wohin mich der Abtprimas der Benediktier, Fidelis von Stoltzingen, zu einem Ehrenmahl geladen hatte. Der Rektor der Anima, Bischof Hudal, der Prior von Monte Cassino, Don Gaetano Fornari, der Bibliothekar Don Mauro, der deutsche

Mönch P. Emanuel und andere gelehrte Benediktiner, deren Namen mir leider nicht mehr in Erinnerung geblieben sind, nahmen daran teil. Der Empfang wurde durch einen Offizier der italienischen Armee für Radio Rom festgehalten. Besonders tief ergriffen mich die herzlichen Worte, die Bischof Hudal für midi fand. Den ersten freien Augenblick benützte ich, um Don Mauro, dem Bibliothekair, wegen seines Mißtrauens eine scherzhafte Strafpredigt zu halten. Lächelnd gab er sein Unrecht zu, und wir schieden als gute Freunde.

Die Bergung war abgeschlossen, erfolgreicher, als ich es zu träumen gewagt hätte. Ich bin nicht so vermessen, mich, wie es der gute P. Emanuel gesagt hatte, als besonderes Werkzeug Gottes zu fühlen, ich glaube vielmehr, daß sich viele gefunden hätten, die an meiner Stelle gehandelt hätten wie ich. Wohl aber darf ich die Genugtuung über treu erfüllte Pflicht für mich in Anspruch nehmen, verbunden mit einem Gefühl tiefster Dankbarkeit gegen die höhere Macht, die es mir vergönnte, der Menschheit Kunstschätze und geistige Güter von unmeßbarem Wert zu retten.

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