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Monte Cassino — ein Ende und ein Anfang

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Mit ungewöhnlicher Anteilnahme haben weiteste Kreise im In- und Ausland vom ersten Tag der Veröffentlichung an die Aufsatzreihe der „Furche“ Uber die Bergung der Kunstschätze von Monte Cassino verfolgt. Unter den zahlreichen Zuschriften an das Blatt und den Autor, Obstl. a. D. Julius Schlegel, dem bekanntlich das Rettungswerk in erster Linie selbst zu danken Ist, verdient die Nachricht unseres H.-B.-Rom-Mitarbeiters von den großen Sorgen der Mönche von Monte Cassino mit dem Wiederaufbau der Abtei das besondere Interesse der Weltöffentlichkeit Der Wiederaufbau der Mauerstrukturen ist bis zu zwei Drittel gediehen. Die darauf verwendeten Mittel erreichen noch nicht eine Milliarde Lire, die größtenteils aus dem ordentlichen Staatshaushalt Italiens, zum geringen Teile von privaten Spenden aus Italien und Amerika stammen. Die übrige Welt schweigt... Oder doch nicht ganz? Die zum Teil ergreifenden Zuschriften auf unsere Veröffentlichung, die der Verfasser untenstehend auszugsweise wiedergibt, verraten die außerordentliche Bereitwilligkeit weitester Kreise in aller Welt, an den Geschicken dieses einzigartigen Denkmales und Hortes der abendländischen Christenheit auch fürderhin regen, opferwilligen Anteil zu nehmen. Sie zeugen darüber hinaus von einem Geist wahrhaft weltumfassender Einsicht und Menschlichkeit, der Ober alle Schranken der Völker und Nationen hinweg zu christlichem Verstehen drängt — der schönste Nachhall, den sich Blatt und Verfasser zu der bedeutenden Veröffentlichung, die hiemit beschlossen wird, denken können. „Die Osterreichische Furche“

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Mit ungewöhnlicher Anteilnahme haben weiteste Kreise im In- und Ausland vom ersten Tag der Veröffentlichung an die Aufsatzreihe der „Furche“ Uber die Bergung der Kunstschätze von Monte Cassino verfolgt. Unter den zahlreichen Zuschriften an das Blatt und den Autor, Obstl. a. D. Julius Schlegel, dem bekanntlich das Rettungswerk in erster Linie selbst zu danken Ist, verdient die Nachricht unseres H.-B.-Rom-Mitarbeiters von den großen Sorgen der Mönche von Monte Cassino mit dem Wiederaufbau der Abtei das besondere Interesse der Weltöffentlichkeit Der Wiederaufbau der Mauerstrukturen ist bis zu zwei Drittel gediehen. Die darauf verwendeten Mittel erreichen noch nicht eine Milliarde Lire, die größtenteils aus dem ordentlichen Staatshaushalt Italiens, zum geringen Teile von privaten Spenden aus Italien und Amerika stammen. Die übrige Welt schweigt... Oder doch nicht ganz? Die zum Teil ergreifenden Zuschriften auf unsere Veröffentlichung, die der Verfasser untenstehend auszugsweise wiedergibt, verraten die außerordentliche Bereitwilligkeit weitester Kreise in aller Welt, an den Geschicken dieses einzigartigen Denkmales und Hortes der abendländischen Christenheit auch fürderhin regen, opferwilligen Anteil zu nehmen. Sie zeugen darüber hinaus von einem Geist wahrhaft weltumfassender Einsicht und Menschlichkeit, der Ober alle Schranken der Völker und Nationen hinweg zu christlichem Verstehen drängt — der schönste Nachhall, den sich Blatt und Verfasser zu der bedeutenden Veröffentlichung, die hiemit beschlossen wird, denken können. „Die Osterreichische Furche“

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Der in der „Furche“ erstmals veröffentlichte Bericht über die rechtzeitige Bergung der Kunstschätze von Monte Cassino wäre nie geschrieben worden, wenn nicht über dieses Ereignis so viele — vorsichtig gesprochen — ungenaue Berichte durch Rundfunk und Presse verbreitet worden wären. Sogar dem Nürnberger Tribunal scheinen nicht vollständige Akten darüber zur Verfügung gestanden zu sein. Was man darüber leider auch in Österreich an vielen Stellen sprach und schrieb, bleibe besser unerwähnt.

Einzig und allein die Benediktiner-möncbe, allen voran die Cassinenser, haben vom ersten Tag an in Wort und Schrift die volle Wahrheit gesagt und nie aufgehört, das zu tun. Sie taten dies auch zu einer Zeit, da es noch nicht opportun war, mit großer Freiheit und einem Bekennermut, der ihres geistlichen Amtes würdig war. Der gelehrte Cassinenser Don Tomaso Leccisotti ließ darüber bei Vallocchi in Florenz ein 228 Seiten starkes Buch erscheinen, betitelt: „Monte-cassino. La vita. L'irradiazione“. Schon 1947 erlebte es seine zweite Auflage. Der Beuroner Kunstverlag bot als Gabe zum Benedictusjubiläum das „Zeugnis des Geistes“ dar. Darin findet sich ein 27 Seiten langer Artikel aus der Feder G. Emanuel Mundings, eines Augenzeugen also, mit einer Schilderung der Ereignisse. Auch unsere Erzabtei Seckau in der Steiermark stellte in ihrer Festschrift zum heiligen Benediktjubiläum einen erschütternden

Bericht bei unter dem Titel „Die letzten Tage von Monte Cassino“. Ihn schrieb P. Hartmann B a t z i 11 nach Angaben des Augenzeugen P. Bonifacio B o r g h i n i, Mönchs von Cesena. Der Verfasser selbst war damals in Rom in S. Paolo fuori le mura und half bei der Übernahme jenes Teiles der Cassinenser Bibliothek mit, der dorthin gebracht wurde. Anläßlich meiner Veröffentlichungsreihe in der „Furche“ erhielt ich von ihm ein Schreiben, worin es unter anderem heißt: „Ich kann mich noch gut erinnern, wie die Autos mit den Schätzen in S. Paolo ankamen und die Bücher in der dortigen Pinakothek in Haufen aufbewahrt wurden. Ich habe dann immer die Fahrer begrüßt und dafür gesorgt, daß sie eine gute Jause erhielten. Die Büchersindnun wieder in Monte Cassino.“

Man könnte also annehmen, das Ereignis sei durch diese Veröffentlichungen eindeutig festgehalten. Leider hatten sie eine zu geringe Breitenwirkung, und der größere Teil der Welt glaubte, was zuerst gemeldet wurde. Meine Veröffentlichung wurde dadurch notwendig, und ich habe sie in einer Zeit erscheinen lassen, die sich bemüht, auch dem Soldaten in der deutschen Wehrmacht Gerechtig-»keit widerfahren zu lassen. Auch meine Veröffentlichung möge somit nicht anders denn als Beitrag zur Klärung der Wahrheit und zur Einigung auf dem Boden abendländischer Kultur gewertet werden.

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