6777565-1969_28_08.jpg
Digital In Arbeit

Europas walder gehen unter

Werbung
Werbung
Werbung

Neben der „ELMIA 69“, der großen land- und forstwirtschaftlichen Ausstellung, die alljährlich im Juni in der südschwedischen Stadt Jöng-köping stattfindet, beschäftigte sich heuer eine Konferenz internationaler Fachleute mit den forstwirtschaftlichen Problemen der Entwicklungsländer. Auf der „Europäischen Land-wirtschafts- und Industriemesse“ (ELMIA) — so lautet der offizielle Name — stand die Pflege unserer Wälder, die rationelle Holzgewinnung und die Holzindustrie im Mittelpunkt des Interesses. Auf der Internationalen Konferenz aber sprach man über die Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, wenn die zahlreichen unterentwik-kelten Länder Holzproduzenten von Bedeutung werden sollen. Hinter beiden Veranstaltungen aber war die Uberzeugung spürbar, daß es sich hier nicht nur um ein rein wirtschaftliches Problem handelt, sondern daß es um weit mehr geht: Die Abwehr der fortgesetzten Vergiftung der Luft, der Verschmutzung des Wassers, das Problem des Entstehens einer menschenfeindlichen Atmosphäre in den Naturfernen und seelenlosen Städten und die Bemühungen um die Erhaltung der Wälder — all dies ist eng miteinander verbunden, ist zu einem Uberlebensproblem der Menschheit geworden!

Wald bedeutet oft Wasser und Brot

Es ist spät geworden für die Welt auch auf diesem Gebiet, beunruhigend spät!

Blickt man nur auf unsere unmittelbare europäische Umgebung, so ist festzustellen, daß bereits 1975 der Holzunterschuß Europas 50 Millionen Kubikmeter jährlich betragen wird. Und dabei setzt man noch voraus, daß Schweden bis dorthin seinen Holzschlag von 50 auf 60 Millionen Kubikmeter und Finnland

den seinen von 40 auf 50 Millionen Kubikmeter wird erhöhen können. Zum Abbau des bestehenden Defl-zites von 50 Millionen Kubikmeter kann Schweden möglicherweise mit weiteren 10 Millionen Kubikmetern jährlich beitragen, der Rest des Defl-

zites muß von der Sowjetunion und von Kanada gedeckt werden. Zu gleicher Zeit wird jedoch Japan schon einen jährlichen Holzunterschuß von 30 Millionen Kubikmeter haben, und alle anderen Ünterschuß-länder sind bei dieser Rechnung

nicht einmal berücksichtigt! Was machen in dieser Situation die Vereinten Nationen?

Die Forstenabteilung der FAO arbeitet zur Zeit an 84 Projekten in 54 Ländern der Welt. Außerdem beschäftigt man 60 Fachleute, die technischen Beistand bei Entwicklungsprojekten leisten. Die Mobilisierung der einheimischen Arbeitskraft, die Verhinderung von Ernteverlusten, die Verringerung des Proteindeflzites und die Förderung des valutabringenden Exportes gehören zu ihren Aufgaben. Und überall kommt hier auch die Forstwirtschaft in das Bild.

Eines der schwersten Probleme ist, den Menschen begreiflich zu machen, daß die Anpflanzung der Wälder zwar keinen sofortigen Gewinn bringen, den kommenden Generationen und dem ganzen Volk aber in Zukunft reichen Nutzen bringen wird. Diese Erziehung zum Umdenken kann auf deprimierend starke Widerstände stoßen. Es war leichter, die Zedernwälder Libanons zu plün- i dem, um Tempel zu bauen, als die Menschen dazu zu bringen, Bäume zu pflanzen, um kommenden Generationen ein lebenswürdiges Dasein zu geben!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung