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Schulschluß in den Kunstakademien

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In der Akademie für angewandte Kunst (I, Weißkirchnerstraße) sind derzeit die Diplomarbeiten jener Schüler ausgestellt, die in diesen Tagen ihre Lehrjahre beendet haben. Eine Abschlußexposition also, die, wie gleich anfangs bemerkt sei, sehr hübsch und sehr erfreulich ist. In der Tat, die guten Geister des Wiener Geschmacks haben am Stubenring ein wahres Refugium gefunden: man sehe sich die Entwürfe für Gebrauchsgegenstände und Architekturen an, die jetzt dort gezeigt werden, die Stoffdrucke und Textilien, diese keramischen und diese Schmuckarbeiten — das alles besitzt höchste handwerkliche Solidität, ist formschön und von jener unprätentiösen Anmut durchwirkt, der das Wiener Kunsthandwerk früher einmal seinen fast legendären Ruf verdankte. Käme es nur auf die Schüler an, die jetzt ihr Studium an der Akademie für angewandte Kunst absolviert haben, dann braucht man für diesen Ruf keine Befürchtungen hegen. Mögen sich also diese jungen Gebrauchskünstler in dem bösartigen Alltagskampf zwischen gutem Geschmack und dem Kitsch, zwischen besserem Wissen und dem Banausentum. — er wird ihnen nicht erspart bleiben —, ein heiles Rückgrat und ihren Stil bewahren ...

Die Kunstakademie am Schillerplatz veranstaltete gleichzeitig eine leider nur sehr kurzfristige Ausstellung von Diplomarbeiten ihrer Schüler, unter denen die jungen Bildhauer zweifellos weit hervorstachen. Überraschungen gab es keine. Sie sind bei einer Schülerausstellung auch nicht zu verlangen: aber man hätte sich doch gerne auch hier ein wenig von .jener Frische und dem Elan gewünscht, der in der Schwesterexposition nächst dem Stadtpark so angenehm spürbar Ist.

Mit Nachdruck ist auf die große Theaterausstellung der Osterreichischen Nationalbibliothek aufmerksam zu machen. Hier werden an Hand unglaublich reicher und ebenso vielfältiger Archivbestände die großen Zeiten der Wiener Schauspiel-

kunst heraufbeschworen. Erfreut und überrascht bemerkt man, daß nicht nur das barocke Hoftheater, die Nestroy- und Raimundepoche oder das alte Wiener Burgtheater ihre Würdigung erfahren, sondern auch das moderne und neue Wiener Theater bis in die jüngste Gegenwart herein einbezogen wurde. Mit Zufriedenheit wird der Besucher ferner feststellen, daß diese letzte Ausstellung der Nationalbibliothek den Eindruck einer gewissen Auflockerung macht — was sicherlich zum guten Teil den reizvollen Bühnenbildmodellen zugeschrieben werden muß, die, wie immer, so auch hier, das Kind in den Herzen der Besucher wecken und dazu beitragen, die Ausstellung nicht nur für den Theaterfachmann interessant zu machen.

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