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StrindbergsTotentanz

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Zur 50. Wiederkehr des Todestages von August Strindberg ließ die Intendanz des Linzer Landes theaters das Publikum erst im Rahmen einer Soiree auf den Dichter einstimmen. Umrahmt von gut gewählten Lesungen, zeichnete Prof. Doktor Hubert Razinger ein Bild des Dichters und seines bis in unsere Tage fortwirkenden Werkes.

Die Wahl des „Totentanzes“ mit den Orgien des Hasses ist wohl darin begründet, daß gerade dieses Kammerspiel für Strindberg, den Vorkämpfer dieser von ihm kreierten Spielart, besonders charakteristisch ist. Nicht nur, daß er vieles aus seinen gescheiterten Ehen preisgibt. Er verleiht der Person des Edgar eigene Züge. Für den späteren Strindberg ist bezeichnend, daß er die kaum zu fassenden Haßausbrüche eines 25 jährigen ehelichen Kampfes auf Leben und Tod im Vollsinn des Wortes nunmehr als schicksalhaft hinstellt, die am ehesten Mitleid verdienen. Läßt der Dichter doch Kurt auf die Frage Edgars, wem er recht gebe, antworten: „Keinem I Aber beiden mein unbegrenztes Mitleid. Vielleicht dir etwas mehr.“ Das Stück, das deutliche Keime des existen-tialistischen und avantgardistischen Theaters in sich birgt (vgl. „Furche“, 1961/15), kam in Linz zu einer ausgezeichneten Aufführung. Die Regie Hermann Kutschers meidet zu grelle Töne, erzielt aber oft eine fast atemberaubende Wirkung. Elfriede G o 11 m a n n ist überzeugend als haßerfülltes Weib, das doch nicht die Kraft findet, sich von dem Mann zu lösen, der ihr nach ihrer Meinung Liebesglück und Künstlerruhm raubt. Man glaubt ihr ebenso den Ausbruch jahrelang gestauter sinnlicher Leidenschaft und schließlich sogar die Bereitschaft, in der zermürbenden Tretmühle ihrer Ehe zu bleiben. Otto B u r g e r ist ihr ein vollwertiger Partner. Gerade daß er den durch eigene Schuld vereinsamten Mann, der sich und anderen das Leben zur Hölle m.“cht, eher verhalten gibt, macht seine Ausbrüche um so elementarer. Das überdurchschnittliche Spiel dieser beiden Künstler überdeckt manche dramaturgischen und psychologischen Schwächen des Dramas. Walter Perdacher hatte die undankbare Aufgabe, auf der für dieses Stück zu großen Bühne der Kammerspiele einen beengten, drückenden Raum vorzutäuschen, befriedigend gelöst. Das Publikum folpte gespannt dem Spiel, verhielt sich in den kurzen Aktpausen nahezu schweigend, dankte aber zum Schluß mit um so lauterem, aufrichtigem Beifall.

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