Deutsche Taurus-Lieferung für die Ukraine? Nein!
Diese Woche streiten die FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die mögliche Lieferung der Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine.
Diese Woche streiten die FURCHE-Redakteurinnen Manuela Tomic und Brigitte Quint über die mögliche Lieferung der Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine.
Ob man sich in Österreich erdreisten sollte, den Deutschen auszurichten, welche Waffen es zu liefern gilt, ist fraglich. Der Staat Österreich versteckt sich hinter seinem Neutralitätsstatus, ist damit beim Thema Waffenlieferungen fein raus. Deutschland hingegen lieferte bislang Waffen im Wert von 17 Milliarden Euro und übernimmt in Europa den Löwenanteil. Frankreich lieferte seit Kriegsausbruch nur Waffen im Wert von 540 Millionen Euro. Andere EU-Militärmächte musterten anfangs ihre militärischen Altbestände aus und halten sich seither mit Taten (nicht aber mit Worten) zurück. Dass Olaf Scholz aufgrund seines Vetos zu den Taurus-Marschflugkörpern von vielen europäischen Politikern (oder innerhalb der Ampel) kritisiert wird, ist verstörend. Als Emmanuel Macron das Thema Bodentruppen aufs Tapet brachte, war die Entrüstung dagegen groß. Ich frage mich aber: Wer entscheidet in diesem Diskurs über die roten Linien? Ist die rote Linie dort, wo die eigene Bevölkerung, die eigenen Wähler gut wegkommen?
Wenn dem so ist, dann ist Scholz doppelt gut beraten, den Taurus nicht in die Ukraine zu schicken. Mit dem Flugkörper, der als einer der modernsten in der Luftwaffe überhaupt gilt, könnte man weit im inneren des russisches Staatsgebietes Munitionsdepots, Bunkeranlagen, empfindliche Infrastruktur und vieles mehr treffen. Völkerrechtlich wäre diese Vorgehensweise seitens des ukrainischen Militärs legitim.
Deutsche Techniker streiten gerade darüber, inwiefern man die Reichweite dieser Waffe begrenzen könnte oder welche Bedingungen Deutschland an die Ukraine stellen müsste, um die Gefahren, die die Lieferung mit sich brächte, zu minimieren. Der rosa Elefant im Raum wird dafür totgeschwiegen. Es geht um Vertrauen. Die Ukraine ist das Opfer eines bestialischen Angriffskrieges und läuft Gefahr diesen Krieg zu verlieren. Wer könnte es diesem Staat verdenken, wenn er alles daraufsetzte, Russland maximal zu schwächen? Das wiederum könnte zu einer Eskalation führen, deren Ausmaß niemand abschätzen kann. Nich wenige Militär-Experten vermuten, spätestens dann kämen taktische Atomwaffen zum Einsatz. Noch ist für Putin die Drohung nützlicher als die Tat, doch das kann sich ändern.
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