Wahl - © Foto: Pixabay

Warum Neuwahlen kontraproduktiv wären

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Der Burger-Sager und viele weitere politische Skandälchen lassen die Rufe nach Neuwahlen immer lauter werden. Aber sind Neuwahlen überhaupt gesellschaftlich zu verantworten? Chancen-Redakteurin Manuela Tomic sagt, diese würden jetzt niemandem helfen.

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Der Burger-Sager und viele weitere politische Skandälchen lassen die Rufe nach Neuwahlen immer lauter werden. Aber sind Neuwahlen überhaupt gesellschaftlich zu verantworten? Chancen-Redakteurin Manuela Tomic sagt, diese würden jetzt niemandem helfen.

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Der Burger-Sager des Bundeskanzlers, Besuche des FPÖ-Ideologen Andreas Mölzer bei den Taliban und die geleakten Strategiepapiere von SPÖ und ÖVP: In der österreichischen Innenpolitik geht es Schlag auf Schlag. Nicht etwa, wenn es darum geht, Gesetze oder Reformen auf den Weg zu bringen. Die Parteien befinden sich längst im Wahlkampf. Doch sind Neuwahlen überhaupt gesellschaftlich zu verantworten?

Wenn sich Politiker im permanenten Wahlkampf befinden, lassen sich keine langfristigen Maßnahmen etwa gegen den Klimawandel oder zur Lösung der EU-weiten Aufnahme von Schutzsuchenden finden. Ebenso wird die österreichische Gesellschaft im politischen Diskurs Zeuge, oder Zeugin, von immer extremeren Positionen. Dabei ist es die Aufgabe von Politikern, Mehrheiten zu finden und Kompromisse einzugehen. Ein Politiker spricht im Wahlkampf anders, als er dies nach seiner Angelobung tut. Auch, wenn der Burger-Sager von Bundeskanzler Karl Nehammer, wie viele schreiben und ich auch meine, gesellschaftlich nicht vertretbar und seines Amtes nicht würdig ist, können Neuwahlen nicht immer die Lösung sein.

Wenn wir uns Länder wie Großbritannien oder Italien ansehen, die sehr kurze Regierungszeiten und häufige Wechsel an der Spitze vorweisen, dann lässt sich auch eine Politikverdrossenheit wahrnehmen. Erst vergangenen Montag wurde ein Verlangen der ÖVP nach einem Untersuchungsausschuss versehentlich öffentlich, der neben SPÖ und FPÖ auch den eigenen Koalitionspartner, die Grünen, im Visier hat. Die ÖVP bestätigte zwar die Echtheit des Entwurfs, betonte aber, dass „aktuell“ kein solcher U-Ausschuss geplant sei. Die Grünen zeigten sich erstaunt und verschnupft.

Doch angesichts von Inflation, Fachkräftemangel oder der Frage der sozialen Ungleichheit, gäbe es genug Themen, denen sich Politiker und Politikerinnen widmen können. Selbstverständlich gibt es aus der Sicht der Parteien Interessen, die für oder gegen Neuwahlen sprechen. Laut Umfragen könnte die FPÖ stark zulegen, wenn es jetzt Neuwahlen gäbe. Die ÖVP könnte hingegen verlieren. Aus Sicht der Parteien macht der aktuelle Wahlkampfsprech also auch Sinn. Aber nur aus Sicht der Parteien.

Die Wählerinnen und Wähler möchten Lösungen und Mehrheiten und keine weitere Krisenstimmung in einem Dauerwahlkampf.

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