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Aktion Leben

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Mit einer „Offensive für das Leben" hat die Aktion Leben wieder stärker auf sich auf­merksam gemacht. Sie will eine Kampagne gegen die Abtrei­bung führen. Keine Attacke gegen die Fristenregelung, kei­ne Hetzjagd gegen Frauen in subjektiv oft tief empfundener Not, nicht mit Massendemon­strationen oder blutrünstigen Flugblättern, sondern sie will Rahmenbedingungen schaffen, die es einer Frau ermöglichen, Ja zu dem einmal empfangenen Kind zu sagen.

Wichtigste Voraussetzung dafür ist, bessere Beratungs­möglichkeiten zu schaffen und zu werben, diese auch zu nüt­zen. Nur so können Frauen frei eine verantwortungsbewußte Entscheidung fällen.

Die Aktion Leben hat das große Verdienst, seinerzeit das Volksbegehren gegen die Fri­stenregelung initiiert zu haben. Wo sonst hat es den Einsatz eines direkten Mittels der Demokratie in einer so lebens­wichtigen Frage gegeben?

Sie hat flankierende Maßnah­men zum Schutz des ungebore­nen Lebens genannt und be­harrlich eingefordert. Tausen­de schwangere Frauen hat sie geistig und materiell unter­stützt. Die Aktion Leben hat immer mit Achtung vor der Meinung anderer versucht, das Wachsen einer lebensfeindli­chen Mentalität aufzuzeigen und aufzuhalten. Sie stand der Kirche nahe, ohne kirchliche Vereinigung zu sein. Die christ­lichen Kirchen haben sie unter­stützt, ohne sie reglementieren zu wollen.

Jüngst hat die Aktion Leben eine Postkartenaktion an die neugewählten Politiker gestar­tet. 50.000 haben gleich unter­schrieben, - ich habe es auch getan. Unter anderem fordern sie dabei auch „Aufklärung und Beratung in Fragen der Emp­fängnisverhütung ". Das hat ihr Tadel von prominenter Stelle eingebracht. Man meinte, es sei nichts von Bewegungen zu halten, die Leben schützen, indem sie es verhüten. Hat die Aktion Leben solche Verurtei­lung verdient?

Zunächst muß Aufklärung über Verhütungsmittel noch nicht deren Propagierung be­deuten. Wie aber soll sich je­mand ein gewissenhaftes Urteil über ein Mittel bilden, wenn er nicht über dessen Wirkung,, auf­geklärt" worden ist? Darf sich ferner die Aktion Leben in ih­rer Kampagne nicht auch an die vielen anderen wenden, die sich nicht an die katholischen Moralgesetze gebunden fühlen? Geht es nicht in erster Linie darum, die Verantwortung gezeugtem Leben gegenüber bewußtzumachen?

Verhütung vorher ist allemal noch das kleinere Übel als Ab­treibung danach. Wer ohne Rücksicht darauf die Aktion Leben in einer so lebenswichti­gen Tätigkeit nicht unterstützt, sondern vorschnell verurteilt, merkt wieder einmal nicht, wie oft das „Bessere" des Guten Feind sein kann.

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